158. Akt
Da isser wieder. Dieser Moment,
an dem man an einem Schaufenster vorbeigeht, stutzt, am liebsten
heulend nach Hause rennt und sich unter die Höhensonne legt. Die
schönen, bunten und fluffigen Sommersachen weichen einem satten
Anthrazit, einem trüben Braun und einem traurigen Schwarz. Der
Wechsel von Sommer- auf Winterware hat nicht nur begonnen, er hat
sich quasi über Nacht – Zack! - in allen Läden vollzogen. Hallo?
Ich war mit Sommer noch gar nicht fertig. Ich habe ja kaum damit
angefangen. Okay. Die Helligkeit ab kurz nach fünf am Morgen, die
tat schon gut. Und auch die Randale der brütenden Vögel im Garten
wirkte oft sommerlich. Aber eben nur dann, wenn man das vor lauter
Regen hören könnte. Meinen Rasensprenger habe ich immer nur
sporadisch raus- und reingeräumt. Vermutlich ist er jetzt verrostet.
Stand wohl zu oft unbenutzt in irgendeinem Schauer.
Der Gedanke an Wolle, Mützen
und Schals deprimiert mich. Ich habe ja noch gar nicht alle Kleidchen
aufgetragen. Geschweige denn, bei den Sandalen die ersten Kratzer auf
den Sohlen hinterlassen.
Wenn das jetzt so weiter geht,
pack ich meine Sachen und geh zum Flughafen. Bei irgendeiner Familie,
die in die Karibik fliegt, schließe ich mich dann an. Immer wenn
einer fragt, sag ich, ich sei die Nanny. So wird’s günstiger.
Ich hatte nun wahrlich genug
Wasser von oben. Was mir fehlt ist Sonne auf dem Kopf und Sand und
Salzwasser um die Füße. Hin und wieder bücken und Muscheln
sammeln. Ja. Das fehlt.
Stattdessen laufe ich mit
Gummistiefeln durch den Garten und sammle Nacktschnecken von meinen
Pflanzen. Im nächsten Jahr investiere ich weniger in schnieke
Sandalen, und mehr in sommerliche grell-gelb-bunte Gummistiefel. Und
ein schickes transparentes Regencape hol ich mir dann auch noch. Dann
kann ich den Bikini da drunter wenigstens sehen, wenn ich mal wieder
bei Regen im Garten Unkraut jäte.
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