Donnerstag, 14. Juli 2016

158. Akt

Da isser wieder. Dieser Moment, an dem man an einem Schaufenster vorbeigeht, stutzt, am liebsten heulend nach Hause rennt und sich unter die Höhensonne legt. Die schönen, bunten und fluffigen Sommersachen weichen einem satten Anthrazit, einem trüben Braun und einem traurigen Schwarz. Der Wechsel von Sommer- auf Winterware hat nicht nur begonnen, er hat sich quasi über Nacht – Zack! - in allen Läden vollzogen. Hallo? Ich war mit Sommer noch gar nicht fertig. Ich habe ja kaum damit angefangen. Okay. Die Helligkeit ab kurz nach fünf am Morgen, die tat schon gut. Und auch die Randale der brütenden Vögel im Garten wirkte oft sommerlich. Aber eben nur dann, wenn man das vor lauter Regen hören könnte. Meinen Rasensprenger habe ich immer nur sporadisch raus- und reingeräumt. Vermutlich ist er jetzt verrostet. Stand wohl zu oft unbenutzt in irgendeinem Schauer.
Der Gedanke an Wolle, Mützen und Schals deprimiert mich. Ich habe ja noch gar nicht alle Kleidchen aufgetragen. Geschweige denn, bei den Sandalen die ersten Kratzer auf den Sohlen hinterlassen.
Wenn das jetzt so weiter geht, pack ich meine Sachen und geh zum Flughafen. Bei irgendeiner Familie, die in die Karibik fliegt, schließe ich mich dann an. Immer wenn einer fragt, sag ich, ich sei die Nanny. So wird’s günstiger.
Ich hatte nun wahrlich genug Wasser von oben. Was mir fehlt ist Sonne auf dem Kopf und Sand und Salzwasser um die Füße. Hin und wieder bücken und Muscheln sammeln. Ja. Das fehlt.
Stattdessen laufe ich mit Gummistiefeln durch den Garten und sammle Nacktschnecken von meinen Pflanzen. Im nächsten Jahr investiere ich weniger in schnieke Sandalen, und mehr in sommerliche grell-gelb-bunte Gummistiefel. Und ein schickes transparentes Regencape hol ich mir dann auch noch. Dann kann ich den Bikini da drunter wenigstens sehen, wenn ich mal wieder bei Regen im Garten Unkraut jäte.



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