Sonntag, 17. Juli 2016

161. Akt

Mein Navi hasst mich. Ehrlich. Wenn ich an den Stellen wenden, geradeaus fahren oder abbiegen würde, wozu es mich auffordert, dann würde ich bereits zwei Meter unter der Grasnarbe liegen oder dachabwärts in einem Fluß treiben.
Andererseits bin ich ohne Navi völlig aufgeschmissen. Mein Orientierungsvermögen ist unterirdisch. Gerne weise ich darauf hin, dass ich es beinahe schaffe, mich auf meinem Laufband zu verlaufen.
Also höre ich, was mir die Dame beim Fahren zuruft und versuche die Anweisungen so weit es möglich ist umzusetzen.
Früher, ohne Navi, war es ruhiger. Allerdings waren die Wege wohl etwas weiter. Wann immer ich mich verfahren hatte, sagte ich den Kindern, dass ich ihnen bloß eine neue Strecke zeigen wollte. Ich nannte das auch gerne kreatives Fahren. Damals waren sie klein. Da war das kein Problem. Heute würden sie grinsen und fragen, ob ich für die neue Route genügend Getränke und Essen an Bord hätte.
Mein Navi erfindet Staus, die es nicht gibt und ignoriert Abfahrten, die schon seit hundert Jahren existieren müssen. Man wird umgeleitet oder auf Waldwege genötigt, und alles endet damit, dass ich „bitte wenden“ soll oder noch schlimmer, damit, dass sich dieses sch***-dämliche Teil letzten Endes aufhängt und mich Off Road nirgendwo mehr einfängt.
Diese Abhängigkeit macht mich ganz gaga. Ich kann dem Gerät ja noch nicht mal damit drohen, die CD wegzuschmeißen. Das ist meinem Navi doch wurscht. Wenn mich also jemand von euch mal mit Verzweiflung im Blick in Gegenden rumfahren sieht, in denen ich nix verloren habe, dann reicht mir eine Flasche Wasser, sprecht mir Mut zu und weist grob in die Richtung, in die ich fahren soll. Irgendwann komme ich in der Regel an. Später als andere, aber dann ist hier halt eben der Weg das Ziel.





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