151. Akt
Der Kirchenbesuch anlässlich
von Patenkinds Firmung macht mich nachdenklich. Im Rahmen der Firmung
mussten die Kinder nämlich zur Beichte. Ich überlege, wann meine
letzte Beichte war und kann mich nicht erinnern. Das muss gewesen
sein, als ich konvertiert bin. Also vor mehr als zwanzig Jahren. Nun
denn. Mir fällt wieder ein, wie beklemmend die Situation war, als
ich in dieser kleinen Box saß und jemand quasi fremden von meinen
Verfehlungen erzählen sollte. Blödes Gefühl. Wenn ich heute
beichten sollte, würde ich das Teil betreten und erst mal fragen, ob
der Pfarrer überhaupt so lange Zeit hätte. Ein paar Stunden würde
das Ganze wohl dauern. Und wenn ich ins Detail gehe... Nee, das liefe
auf Überstunden, einen hyperventilierenden Pfarrer und heftiges
Gelächter meinerseits raus. Das lass ich mal bleiben. Ich habe
ohnehin Bedenken, dass mir ein fremder Mensch mit seiner Hotline nach
oben quasi Dinge vergeben kann, die ich an anderen „verbrochen“
habe.
Vor vielen Jahren hatte ich mal
einen Pfarrer, der war cool. Der sagte „Lieber, als das ihr zu mir
beichten kommt, hätte ich, wenn ihr zu demjenigen geht, dem ihr
Unrecht getan habt. Geht hin und entschuldigt euch. Alles andere ist
feige und blöd.“
Der war echt klasse.
Das mit dem Beichten habe ich
seitdem bewusst unterlassen. Ansonsten hätte ich die Wahl, im
Beichtstuhl zu schwindeln oder den Beichtvater für den Rest des
Tages kopfschüttelnd zurück zu lassen.
Und das geht ja nicht. Er muss
ja gut drauf sein. Vielleicht kommt ja noch jemand und hat ihm was
Lustiges zu erzählen. Ja, das ist meinerseits schon eher im Sinne
der Nächstenliebe.
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