Donnerstag, 7. Juli 2016

151. Akt

Der Kirchenbesuch anlässlich von Patenkinds Firmung macht mich nachdenklich. Im Rahmen der Firmung mussten die Kinder nämlich zur Beichte. Ich überlege, wann meine letzte Beichte war und kann mich nicht erinnern. Das muss gewesen sein, als ich konvertiert bin. Also vor mehr als zwanzig Jahren. Nun denn. Mir fällt wieder ein, wie beklemmend die Situation war, als ich in dieser kleinen Box saß und jemand quasi fremden von meinen Verfehlungen erzählen sollte. Blödes Gefühl. Wenn ich heute beichten sollte, würde ich das Teil betreten und erst mal fragen, ob der Pfarrer überhaupt so lange Zeit hätte. Ein paar Stunden würde das Ganze wohl dauern. Und wenn ich ins Detail gehe... Nee, das liefe auf Überstunden, einen hyperventilierenden Pfarrer und heftiges Gelächter meinerseits raus. Das lass ich mal bleiben. Ich habe ohnehin Bedenken, dass mir ein fremder Mensch mit seiner Hotline nach oben quasi Dinge vergeben kann, die ich an anderen „verbrochen“ habe.
Vor vielen Jahren hatte ich mal einen Pfarrer, der war cool. Der sagte „Lieber, als das ihr zu mir beichten kommt, hätte ich, wenn ihr zu demjenigen geht, dem ihr Unrecht getan habt. Geht hin und entschuldigt euch. Alles andere ist feige und blöd.“
Der war echt klasse.
Das mit dem Beichten habe ich seitdem bewusst unterlassen. Ansonsten hätte ich die Wahl, im Beichtstuhl zu schwindeln oder den Beichtvater für den Rest des Tages kopfschüttelnd zurück zu lassen.

Und das geht ja nicht. Er muss ja gut drauf sein. Vielleicht kommt ja noch jemand und hat ihm was Lustiges zu erzählen. Ja, das ist meinerseits schon eher im Sinne der Nächstenliebe.     

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