Montag, 25. Juli 2016

169. Akt

An manchen Tagen bin ich vom morgendlichen Aufstehen bis zum abendlichen in die Kissen Fallen in der ständig gleichen Verfassung.
Und an anderen Tagen wechsle ich halt mal von der besonnenen Manu über die hyperventilierende Rampensau bis hin zur Muttergefühls-umgehauenen Zuschauerin.
So auch jetzt in Immendingen. Eine gute Bekannte von mir veranstaltet ein Charity Event zu Gunsten von Frauen in Not. Katharina ist Ärztin und setzt sich regelmäßig für gute Zwecke ein. Alle Einnahmen des Abends werden entsprechenden Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Das finde ich toll. Da bin ich dabei. Eigentlich bin ich als Ehrengast eingeladen, aber das reicht mir nicht. Ich möchte geben was ich habe oder kann. Hier passt beides. Zum einen stifte ich somit einige meiner Bücher zur Verlosung und zum anderen „schenke“ ich der Veranstalterin meine Teilnahme als Model.
Kaum in der Halle wacht dann auch gleich mal die sonst eher schläfrige Rampensau in mir auf. Catwalk. Laufsteg. Ich liebe es!
Seit ein paar Jahren laufe ich nur noch bei Charity Events oder für einen Haufen Kohle. Es steht mir ja frei. Mein Hauptberuf ist das schon lange nicht mehr.
Nach drei Mal Catwalk setze ich mich zu meinen Begleitern. Ab jetzt schaue ich mir das Ganze von vorne an. Den Obstkorb, der vor mir steht, stelle ich auf den Boden. Ich möchte nicht immer zwischen einer Bananenstaude und einem Rudel Trauben durchschauen müssen, um die schön Show zu sehen.
Die Rampensau in mir kommt langsam zur Ruhe, aber etwas ganz anderes bricht aus. Mein Muttergefühl nämlich. Gestern noch habe ich mit einigen Mädchen auf dem Laufsteg geübt. Und nun stolzieren sie hier lang, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Zwischen den wenigen Profis wie Adelma, Romy und Patrizia, die hier mitlaufen, fallen sie keinen Millimeter zurück. Ich platze fast vor Stolz. Ich sehe die bezaubernde Jacqueline, die bildschöne Jenny, die umwerfenden drei Schwestern mit dem fantastischen Lächeln, die kecke Melanie und all die anderen auch. Sie laufen, lächeln in die Runde und freuen sich über den berechtigten Applaus. Und dann passiert es. Zwischen Anfällen von Jubel und Begeisterung, fange ich immer wieder ein bisschen an zu heulen. Yepp! Mir kommen die Tränen vor lauter Stolz und Begeisterung. Es ist ein bisschen so, wie bei Auftritten unseres Kammerchores Zuhause. Ich sehe junge Menschen, die sich Mühe geben und einfach vor Lebensfreude platzen. Vielleicht sollte ich den Obstkorb wieder vor mich hinstellen. Hinter Bananenstauden heult es sich einfach unauffälliger.

Als alles vorbei ist, nehme ich einige Mädchen noch mal in den Arm und bedanke mich für die Freude, die sie mir bereitet haben. Dass ich ihretwegen die Tischdecke gewässert habe, sage ich natürlich nicht. Ich möchte ja nicht, dass sie bei künftigen Modenschauen mit einem Bündel Taschentücher auf die Bühne gehen, weil sie mich irgendwo im Publikum vermuten.  

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