174. Akt
Ob ich eitel bin??? Da muss ich
doch lachen. Eitel? Ich?
Aber klar doch! Und zwar so was
von. Also zumindest dieser kleine Mega-Glamour-Manu-Teil, der sich
nicht vom Rest trennen lässt.
Yepp, es gibt auch Tage, da geh
ich im Pyjama zum Brötchen holen. Die Haare auf Sturm und mit
Pantoffeln an den Füßen. Wer mich so nicht leiden kann, der kann
mich auch sonst gerne mal kreuzweise.
Aber dann gibt es diese Tage, an
denen ich einfach zur Höchstform auflaufe. Kreativ an Pinsel, Puder
und Lippenstift. Zusätzlich noch scharf auf erfreuliche Kommentare
und Rezensionen. Eine befreundete Ärztin meinte mal, sowas sei
zyklusabhängig. Aber ich habe nie die Zeit gestoppt zwischen „heute
geh ich raus und seh aus wie Schlumpf“ und „give me the Diva!“
Mir ist also völlig wurscht,
wann meine Eitelkeitskurve hoch- und runterrauscht. Es reicht mir zu
wissen, dass ich Bedarfs-Eitel bin.
An diesen Tagen bin ich froh,
dass wir mehr als ein Bad haben und ich mir nicht das stundenlange
Tür-Geklopfe meiner Kinder anhören muss.
Das Bad ist dann „the place
where the magic happens“.
Dann wird geglättet und
geschmiert, geölt, onduliert, gemalt. Wenn der Spiegel mich nach
angemessener Zeit mit zufriedenstellender Optik vom Farbtopf
entlässt, wird die Kleidung gewählt. Und ich meine nicht bloß
angezogen, sondern gewählt. Dann geht es runter an den Rechner. Die
Kommentare bei Facebook oder Amazon werden gecheckt.
Im Anschluss klopfe ich mir ein
Weilchen selber stolz auf die Schulter und fahre in die Stadt.
Wenn ich mich selber dabei
beobachten würde, wäre Fremdschämen angesagt. Aber
glücklicherweise ist das ja nicht der Fall.
So zieht sich dann meine egomane
Eitelkeit über den ganzen Tag hinaus. So lange bis ich - mich selbst
bewundernd - ins Bett falle.
Es kommt, wie es kommen muss.
Am nächsten Morgen bin ich dann
wieder Pyjama Manu. Fünf Minuten Badezimmer inklusive duschen.
Jeans und graues T-Shirt, und ab an die Arbeit. Einem Außenstehenden
käme jetzt etwas von Jekyll und Hyde unter PMS in den Sinn. Aber das
ist mir egal. Ich summe „I´m every woman“ und
freue mich über meine mir
höchst eigene Vielfalt.
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