Mittwoch, 20. Juli 2016

164. Akt

Meine Mutter ist mein größter Fan. So weit so gut. Allerdings befürchte ich, dass ich irgendwann mal Scherereien wegen Nötigung bekomme.
Es fängt im Penny Markt ihres Wohnortes an. Dort werden die Kassierer auf diese exorbitant großartige Schriftstellerin hingewiesen. Zwischen Scanner und Einkaufswagen wird dort mein Name zugerufen, buchstabiert, wiederholt und zur Not auch noch auf den Kassenzettel geschrieben.
Ich warte auf den ersten Kassierer, der mal sagt „Hab´s gelesen. Gefällt mir nicht.“ Der findet sich dann vermutlich in Sekundenbruchteilen mit dem Kopf in der immer wieder auf- und zuschnellenden Kasse wieder und muss zur Strafe drei Kapitel aus „33 Grausamkeiten“ auswendig lernen.
An Tagen, an denen der Blog nicht pünktlich um neun Uhr erscheint, ruft sie mich an. Um neun Uhr und zwei Minuten!
Wenn ich mich irgendwo wiederhole, dann wird das ein bisschen gerügt und wenn sie das Thema begeistert, dann werde ich noch drei weitere Male am Tag angerufen, um mich zu motivieren.
Es fehlt nur noch, dass sie ihre Nachbarn abfragt, um zu kontrollieren, ob sie meinen Blog oder meine Bücher wirklich gelesen haben. Ausreden werden von ihr nicht lange geduldet.
Wenn ich nicht aufpasse, dann hängen in ihrem Ort bald Banner und Fahnen mit meinem Namen. Und wehe, die nimmt einer ab. Da versteht sie dann keinen Spaß. Und irgendwann wird es dann heißen „Kannst du aus dem Müller, Meier, Schmidt eine Geschichte machen? Den hab ich nämlich durch den Zaun gezogen.“



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