Dienstag, 5. Juli 2016

149. Akt

Mein Nichtenkind hat Firmung. Und da mein Nichtenkind auch noch mein Patenkind ist, wurde meine Tochter als Firmpatin gewählt. Eigentlich alles ganz easy. Innerhalb von „la familia“ erledigen wir alle wichtigen Jobs intern. Wir sind untereinander kreuz und quer Trauzeugen, Taufpaten, Bevollmächtigte und so weiter und sofort. Das ist gar nicht verkehrt. Man weiß stets ganz genau mit wem man es zu tun hat, wenn man mal wieder heiraten will und dringend jemanden braucht, der dann neben einem steht. Ja, wir kennen uns in solchen Dingen aus. Meine Mutter war bei einer meiner Hochzeiten meine Trauzeugin (mein Bruder bei der nächsten etc.), und ich bei einer ihrer Hochzeiten. Meine kleine Schwester ist Taufpatin meiner Tochter und meine große ist Taufpatin meines Sohnes. Und so zieht es sich durch die gesamte Familie.
Heute ist also Firmung von meinem Taufpaten-Nichtenkind und ein großer Teil der Familie trifft sich dazu in der Kirche. Bei uns ist das immer sehr lustig, da meine Mutter jedes Lied mit der ersten Strophe von Beatles „Yesterday“ beendet und am liebsten mit den Geistlichen diskutieren möchte. Sie ist oft ganz anderer Meinung und manchmal hört sie auch nicht, was gesagt wird. Dann fragt sie eben nach.
Während der Lesungen fällt mir eine völlig neue Geschichte für den zweiten Part meines nächsten Buches „33 Grausamkeiten Teil II“ ein und weite Teile der Familie diskutieren, ob Oma Wilma (Oma väterlicherseits) nun Knödel oder Püree zu den Rouladen machen soll. Die meisten Elemente des Gottesdienstes können wir frei mitsprechen oder gar singen. Ich enthalte mich hierbei natürlich eines Gesanges, da mir bei aller Vergebung mein Gesang immer noch nicht vergeben wird. Von rechts klingt der Bass meines Neffen. Sein Bass ist so tief, dass er schon als verdauungsfördernd bezeichnet werden kann. Meine Mutter als klassisches Ost-Kind verweigert die Teilnahme an der Gabenbereitung. Sie meint, die Hostien schmecken noch nicht mal mit Marmelade. Na ja, Unrecht hat sie ja nicht. Nach dem „Vater unser“ sollen wir uns die Hand reichen. „Friede sei mit dir“ sagt man dazu. Aber meine Mutter nicht. Sie sagt „Hallo“ oder „schönen Tag auch“, während sie den anderen Kirchenbesuchern freundlich die Hand reicht.

Und als dann alles rum ist, gehen wir noch in ein Café. Wir müssen auf Firmling und Firmpatin warten, die irgendwo noch zu Fotos genötigt werden. Und während wir bei Milchkaffee und heißer Schokolade sitzen, sind wir uns einig. Es gibt Püree zu den Rouladen. Fang schon mal an Oma Wilma.

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