Montag, 11. Juli 2016

155. Akt

Ich sitze im Flieger. Es ist eine frühe Lufthansa Maschine nach Düsseldorf. Heute ist volles Programm, und ich freue mich drauf. Das Flugzeug ist nur halbvoll, dafür sind die Flugbegleiter in Beststimmung. Vier Frauen in blau-gelber Uniform, die ihren Job heute etwas entspannter angehen. Es wird gekichert, gesabbelt und gequatscht wie bei einem Klassenausflug. Während des Bordservice versuchen sie einige Passagiere miteinander zu verkuppeln. Nicht, dass sie es nur versuchen, sie sagen es auch direkt. Kandidaten, die für mich in Frage kämen, sitzen auf 8 F und 3 A. Ich halte irritiert meine Hand mit dem Ring hoch. Bei Anmachversuchen in der Regel ein probates Mittel. Dieses Mal aber nicht. "Hübsch", sagt die Stewardess, als sie den Ring sieht, und dann sagt sie "Ach ja, auf 20 C ist auch ein Interessanter." Dann blinzelt sie mir zu und schiebt den Wagen weiter.
Hallo? Was ist denn hier los? Zwei Reihen hinter mir bekommt ein junger Herr die beiden Asiatinnen von ganz vorne aufs Auge gedrückt. Auf dem Rückweg blinzelt mir die kommunikationsfreudige Flugbegleiterin noch mal zu und meint "Ist doch nur Spaß. Wir haben bloß gute Laune".
Okay, ich bin beruhigt. Hatte schon gedacht, dass ich beim Einsteigen versehentlich bei Love-Hansa oder Swinger-Airlines gelandet bin. An Schlaf ist nicht zu denken. Also döse ich nur ein bisschen rum. Und dann überlege ich mir, was wäre, wenn diese Crew mit dieser Stimmung einen Langstreckenflug betreuen würde. Und dann auch noch Erfolg mit ihren Verkupplungsversuchen hätte. Das kriegen die doch nie wieder unter Kontrolle. Und wenn dann die ganzen Passagiere am Gate von ihren Leuten abgeholt werden. Nicht auszudenken. Aber alles in allem ist mir eine lebhafte Crew immer noch lieber, als ein dröger Luftbegleiter-Verein. Kann ja jeder für sich entscheiden, ob er sich nicht doch für ne Stunde umsetzen will. 

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