Freitag, 22. Juli 2016

166. Akt 

Ich sitze an Bord eines Flugzeuges. Mal wieder. Ganz offensichtlich reist eine Band oder ein kleines Orchester mit. Cool. Musiker. Die mag ich. Sind in der Regel gut drauf und wissen wie man feiert. Alle verteilen sich auf den entsprechenden Sitzen. Und neben mir platziert sich mit einem freundlichen Kopfnicken der Schlagzeuger. Nicht, dass man ihm auf Anhieb irgendetwas rhythmisches ansieht, aber schon nach wenigen Momenten besteht kein Zweifel. Und es ist nicht nur ein Schlagzeuger, es ist ein Drummer auf Entzug. Es beginnt mit wippendem Kopfnicken. Dann folgen die zuckenden Fußspitzen, die nunmehr nicht das Pedal für die Basstrommel finden und stattdessen das Gestell des Vordersitzes penetrieren. Es ist eine Frage von Sekunden, und dann steigen die Hände mit ein. Egal, welches Musikstück er im Geiste gerade durchgeht. Es muss schnell, basslastig und nur für sportliche Schlagzeuger geeignet sein. Ich ziehe mich ein bisschen Richtung Fenster zurück. Wer weiß, wie weit rechts in der Regel seine Becken oder Trommeln stehen. Mit einem imaginären Schlagzeugstock ein reales Auge ausgestochen zu bekommen, liegt nicht in meinem Interesse.
Der Flug dauert knapp eine Stunde, und der nette, bärtige Mann neben mir wird einfach nicht müde. Okay, kein Problem. Ich sitze offensichtlich außerhalb seines gedanklichen Drumkits und leide weniger, als die Dame, die auf dem Basstrommel-Stuhl sitzt.
Dauert ja alles nicht ewig. Gleich nach der Landung nickt er wieder freundlich und steht auf.

Ich bleibe dabei. Ich mag Musiker. Aber wenn ich das nächste Mal aus einem Orchester einen Sitznachbarn wählen könnte, dann wähle ich den Flötisten. Und hoffe, dass es kein Querflötist ist.

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