166. Akt
Ich sitze an Bord eines
Flugzeuges. Mal wieder. Ganz offensichtlich reist eine Band oder ein
kleines Orchester mit. Cool. Musiker. Die mag ich. Sind in der Regel
gut drauf und wissen wie man feiert. Alle verteilen sich auf den
entsprechenden Sitzen. Und neben mir platziert sich mit einem
freundlichen Kopfnicken der Schlagzeuger. Nicht, dass man ihm auf
Anhieb irgendetwas rhythmisches ansieht, aber schon nach wenigen
Momenten besteht kein Zweifel. Und es ist nicht nur ein Schlagzeuger,
es ist ein Drummer auf Entzug. Es beginnt mit wippendem Kopfnicken.
Dann folgen die zuckenden Fußspitzen, die nunmehr nicht das Pedal
für die Basstrommel finden und stattdessen das Gestell des
Vordersitzes penetrieren. Es ist eine Frage von Sekunden, und dann
steigen die Hände mit ein. Egal, welches Musikstück er im Geiste
gerade durchgeht. Es muss schnell, basslastig und nur für sportliche
Schlagzeuger geeignet sein. Ich ziehe mich ein bisschen Richtung
Fenster zurück. Wer weiß, wie weit rechts in der Regel seine Becken
oder Trommeln stehen. Mit einem imaginären Schlagzeugstock ein
reales Auge ausgestochen zu bekommen, liegt nicht in meinem
Interesse.
Der Flug dauert knapp eine
Stunde, und der nette, bärtige Mann neben mir wird einfach nicht
müde. Okay, kein Problem. Ich sitze offensichtlich außerhalb seines
gedanklichen Drumkits und leide weniger, als die Dame, die auf dem
Basstrommel-Stuhl sitzt.
Dauert ja alles nicht ewig.
Gleich nach der Landung nickt er wieder freundlich und steht auf.
Ich bleibe dabei. Ich mag
Musiker. Aber wenn ich das nächste Mal aus einem Orchester einen
Sitznachbarn wählen könnte, dann wähle ich den Flötisten. Und
hoffe, dass es kein Querflötist ist.
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