Donnerstag, 30. Juni 2016

144. Akt 

Heute erhielt ich die Absage einer der Agenturen, die mich als „vor der Kamera Manu“ vertritt.
Der Model-Job für Parship ging an eine Andere. Ich kam in die engere Auswahl, aber wurde letztendlich doch nicht gewählt. Eigentlich das Beste was passieren konnte. Herr Hinz und Herr Kunz können hormonell nämlich zur Zeit nicht zwischen Privatleben und Beruf unterscheiden. Wenn das hier so weitergeht, dann handelt mein nächstes Buch von der Herangehensweise paarungswilliger Männchen an die kommunikative Ü-40 Frau.
Ich dachte ja, dass mir bis jetzt jede Peinlichkeit in Sachen Anmache mindestens einmal untergekommen ist. Mehr als ein müdes Gähnen über das Angebot, meinen Schuhschrank mit edlen Highheels in der 41-42 zu bestücken, kann ich mir nicht abringen.
Einladungen zu Reisen, zum Essen oder auf kürzestem Wege in die Horizontale, werden ohne das geringste Schmunzeln gelöscht. Und wenn jemand mich buchen will, um an irgendwelchen Shows oder Shootings teilzunehmen, läuft das mittlerweile über mein Büro.
Damit bin ich sicher vor Klampfe spielenden Herren (und Frauen(!)), die mich auf welche Weise auch immer in „romantische“ Stimmung bringen wollen. Dachte ich. Und liege verkehrt.
Heute wurde ich von einer völlig neuen Variante der ich-kriege-dich-auf-die-Recamiere-auch-wenn-du-gar-nicht-müde-bist-Masche überrascht.
Getarnt als eine Anfrage als Sprecherin bei einem Event, soll mich Amors Pfeil mal wieder zwischen den Augen treffen. Gerne auch woanders. Aber treffen halt.
Alles klingt prima. Die Anfrage kommt auch von der persönlichen Assistentin des Chefs. Ein Magazin. Genial, denke ich. Presse ist immer gut. Hübsch buchstabiere ich meinen Namen ein paarmal. Ganz langsam und deutlich. Wenn Medien meinen Namen drucken, dann bin ich immer recht froh, wenn ich richtig geschrieben werde.
Nach dem ersten Hin- und Her, schreibe ich dann persönlich mit dem Chef. Cool. Ich halte die Wege gerne kurz. Geht schneller und ist in der Regel kostensparender. Er kennt meinen Blog, meinen „WORD!“-Bereich und tut so, als ob er auch meine Bücher kennt. Na ja... er kennt zumindest die Titel und verwechselt mich nicht mit Ildiko oder Julia.
Termine und Konditionen sind geklärt, das Gespräch ist locker und ich beende es, bevor es auch noch zu freundlich wird.
Ich notiere alles, was wir besprochen haben, als in meinem Emailfach eine neue Nachricht aufploppt. Und gleich noch eine.
Die erste verwirrt mich enorm. Sie kommt direkt von der Assistentin des besagten Kandidaten und enthält einen... Kleidungswunsch!!!
Anbei findet sich ein Foto aus meiner Facebook-Chronik. Es wäre nett, wenn ich das Kleid auch auf besagter Podiumsdiskussion tragen würde. Als zweites kommt eine Nachricht von einem freenet-account.
Der gleiche Name wie bei der super-busy-Geschäfts-Emailadresse, aber eben mit freenet.de -Endung. Da bedankt sich jemand für das anregende Gespräch.
Äh ja... und hofft, dass wir nach der Podiumsdiskussion das Gespräch noch eingehend vertiefen können. Zwinker-Smiley, zwinker-smiley, Küsschen, Küsschen.
Kann mir mal bitte jemand einen Eimer reichen?
Da ich ja weiß, dass dieser Blog hier mitgelesen wird, möchte ich hierzu noch eines sagen.
Ja. Ich komme trotzdem. Und am Abend fahre ich in MEIN Hotelzimmer, ziehe mir meinen Karo-Pyjama und die dicken Socken an und schlafe den Schlaf der Autorinnen. Mein Honorar erhalte ich – wie Sie vorhin gesagt haben – für meine brillanten Worte. Nicht für meinen Augenaufschlag oder ähnliches.
OKAY???
Zwinker-Smiley, zwinker-smiley, Küsschen, Küsschen!



1 Kommentar:

  1. Liebe Manuela, ich habe ja schon vor ein paar tagen auf einen post bei Facebook geantwortet. ich hoffe jetzt nicht, dass ich jetzt auch in die anmachen oder starker Abteilung befördert werde. ich find deine schreibe wirklich absolut göttlich und auf den Punkt gebracht...NUR...dreht sich nicht seit Menschengedenken alles nur um´s pappen und um die religion? sex and religion = WAR! traurig aber wahr was sich die meisten des männlich ach so starken Geschlechts unter jedweden Deckmantel alles so einfallen lassen. aber das obertraurigste daran ist, dass "normale" Zeitgenossen mit "normalen" Absichten dann abgelatscht und in einen topf mit diesen Posern geworfen werden. Schade eigentlich denn das ist wie wenn Frau (oder Mann) vertieft in ihr smartphone auf dem Gehweg laufen und den oder die Traum Mann oder Frau vorüberziehen lassen und das vor allem dann traurig, wenn man gar nicht "sucht". Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. auch bei uns Männern. auch wir werden angemacht und auch bei uns gibt es Vorwände. nicht einfach rauszufinden wer oder was seriös ist oder nicht. machmal möchte man es auch gar nicht rausfinden. dann macht man wirklich lieber die Augen zu und durch. Du machst das richtig. geh hin, rocke die Veranstaltung und gut. liebe grüße horst

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