140. Akt
Mein
Kind hat Zeug gemacht. Also lecker Zeug meine ich. Ich komme von
einer abendlichen Besprechung, als ich die kleinen Becher stehen
sehe. Über Tag hat sie da locker achtzig Stück von zubereitet, und
netterweise hat sie mir zehn davon in der Küche zurückgelassen.
Supi. Genau das, was ich jetzt brauche.
Es
ist mir schon klar, dass da auch Alkohol drin ist. Sie hat die Dinger
ja auch zum achtzehnten Geburtstag einer Freundin bereitet. Aber so
schlimm wird es schon nicht sein.
Ist
eigentlich bloß Wackelpudding mit ein bisschen Likör drin. Und
herrlich bunt sieht das aus. Rot, gelb, grün und weiß. Cool.
Mein Kind kann was. Und im Gegensatz zu den Haschkeksen, die mein
Kunstlehrer gerne zu Partys mitbrachte, ist das hier echt harmlos.
Ich fange bei rot an (eindeutig Kirsche – lecker!) und gehe über
gelb (Zitrone, klar!) langsam zu den weißen über (Pinacolada,
fantastisch!), Hui, das Zeug macht aber fröhlich. Zum Schluss nehme
ich dann auch noch die Grünen (Waldmeister, aber jetzt auch
wurscht!)
Dann
setze ich mich in der Küche auf die Arbeitsplatte und wundere mich,
dass so ein bisschen Wackelpudding so unfassbar kreativ macht.
Mir
fällt ein, dass ich die Küche mal umorganisieren könnte, und ich
räume ein bisschen an den Schubladen rum.
Holla,
die kleinen Wackelpuddinge sind nicht nur im Magen angekommen,
sondern suchen sich gerade ihren Platz in meinem Hirn.
Aber
ehrlich gesagt ist da für zehn ungeplante Jelly-Shots nicht
genügend Raum. Ich gehe in den Keller und schaue in den Kühlschrank.
Oha... wo ist denn der Vodka hin? Und die Flasche Limoncello ist auch
weg. Hab ich das erlaubt? Ich kratze mich am Kopf und befürchte,
dass ich das abgenickt habe.
Dann
versuche ich zu rechnen. Wenn eine Flasche Vodka und eine Flasche
Limoncello für achtzig Wackeldinger draufgehen, wie viel ist dann in
zehn von diesen Teilen drin? Ich komme zu keiner Lösung.
Ich
lege mich aufs Sofa und beschließe, meine Tochter zu fragen, wenn
sie von der Party nach Hause kommt.
Wach
werde ich allerdings erst, als sie direkt vor mir steht und mich mit
großen Augen anschaut.
„Äh...
Mama... du hast nicht allen Ernstes die ganzen Jelly Shots gegessen
oder?“
„Hmpf....
na ja... vielleicht.“ Ich grinse mein Kind ein bisschen an. Kommt
aber wohl zu debil rüber.
„Die
waren falsch zubereitet. Da war viel zu viel von dem Vodka drin. Und
vom Limoncello auch. Deswegen hab ich sie auch nicht mitgenommen.“
„Na
ja... und jetzt sind sie weg.“
Ich
bin ein bisschen enttäuscht, dass ich quasi nicht aktiv von meiner
Tochter mit diesen Leckereien bedacht wurde, sondern am Ausschuss
hängen geblieben bin.
Dann
gehe ich ins Bett. Ich träume von Herrn Cs. Keksen in der Oberstufe.
Und weiß nicht mehr, was wirklich schlimmer ist.
Ist
aber auch egal. Weg ist weg. Und hübscher als so ein paar
Hanf-Cracker sehen diese kleinen Becher auf jeden Fall aus.
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