Sonntag, 26. Juni 2016

140. Akt

Mein Kind hat Zeug gemacht. Also lecker Zeug meine ich. Ich komme von einer abendlichen Besprechung, als ich die kleinen Becher stehen sehe. Über Tag hat sie da locker achtzig Stück von zubereitet, und netterweise hat sie mir zehn davon in der Küche zurückgelassen. Supi. Genau das, was ich jetzt brauche.
Es ist mir schon klar, dass da auch Alkohol drin ist. Sie hat die Dinger ja auch zum achtzehnten Geburtstag einer Freundin bereitet. Aber so schlimm wird es schon nicht sein.
Ist eigentlich bloß Wackelpudding mit ein bisschen Likör drin. Und herrlich bunt sieht das aus. Rot, gelb, grün und weiß. Cool. Mein Kind kann was. Und im Gegensatz zu den Haschkeksen, die mein Kunstlehrer gerne zu Partys mitbrachte, ist das hier echt harmlos. Ich fange bei rot an (eindeutig Kirsche – lecker!) und gehe über gelb (Zitrone, klar!) langsam zu den weißen über (Pinacolada, fantastisch!), Hui, das Zeug macht aber fröhlich. Zum Schluss nehme ich dann auch noch die Grünen (Waldmeister, aber jetzt auch wurscht!)
Dann setze ich mich in der Küche auf die Arbeitsplatte und wundere mich, dass so ein bisschen Wackelpudding so unfassbar kreativ macht.
Mir fällt ein, dass ich die Küche mal umorganisieren könnte, und ich räume ein bisschen an den Schubladen rum.
Holla, die kleinen Wackelpuddinge sind nicht nur im Magen angekommen, sondern suchen sich gerade ihren Platz in meinem Hirn.
Aber ehrlich gesagt ist da für zehn ungeplante Jelly-Shots nicht genügend Raum. Ich gehe in den Keller und schaue in den Kühlschrank. Oha... wo ist denn der Vodka hin? Und die Flasche Limoncello ist auch weg. Hab ich das erlaubt? Ich kratze mich am Kopf und befürchte, dass ich das abgenickt habe.
Dann versuche ich zu rechnen. Wenn eine Flasche Vodka und eine Flasche Limoncello für achtzig Wackeldinger draufgehen, wie viel ist dann in zehn von diesen Teilen drin? Ich komme zu keiner Lösung.
Ich lege mich aufs Sofa und beschließe, meine Tochter zu fragen, wenn sie von der Party nach Hause kommt.
Wach werde ich allerdings erst, als sie direkt vor mir steht und mich mit großen Augen anschaut.
Äh... Mama... du hast nicht allen Ernstes die ganzen Jelly Shots gegessen oder?“
Hmpf.... na ja... vielleicht.“ Ich grinse mein Kind ein bisschen an. Kommt aber wohl zu debil rüber.
Die waren falsch zubereitet. Da war viel zu viel von dem Vodka drin. Und vom Limoncello auch. Deswegen hab ich sie auch nicht mitgenommen.“
Na ja... und jetzt sind sie weg.“
Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass ich quasi nicht aktiv von meiner Tochter mit diesen Leckereien bedacht wurde, sondern am Ausschuss hängen geblieben bin.
Dann gehe ich ins Bett. Ich träume von Herrn Cs. Keksen in der Oberstufe. Und weiß nicht mehr, was wirklich schlimmer ist.

Ist aber auch egal. Weg ist weg. Und hübscher als so ein paar Hanf-Cracker sehen diese kleinen Becher auf jeden Fall aus. 

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