Sonntag, 5. Juni 2016

119. Akt

Yessss!!! Da bricht doch glatt mein, tief in den Genen schlummerndes, afrikanisches Temperament durch. Auf der Theresienwiese finden die Afrika Tage statt. Und meine Freundin Eva und ich wollen hin. Stimmung, Musik, afrikanisches Essen und alles in schön bunt. Wir freuen uns.
Die Regenwolken sind noch nicht so bedrohlich nah, dass sie unsere Stimmung versauen, und wir laufen erfreut und enthusiastisch dem Gelände entgegen. An der Kasse wird schnell bezahlt und schon sind wir mittendrin. Na ja... noch nicht so ganz, denn als einer der ersten Stände begrüßt uns ein grau gelockter Abo-Anwerber der Süddeutschen Zeitung. Bei jeder Runde, die wir drehen wird er hartnäckiger, aber wir bleiben härter. Von der Showbühne her hören wir laute Musik. Nix wie hin. Dort oben dreht und windet sich ein Mann. Im Bauchtanz. Er wippt, bebt und dreht sich höchst professionell, und mich wundert, dass er irgendwie nicht ein bisschen afrikanisch wirkt. Weder optisch noch von der Tanzerei her. Wenig später weist uns der Moderator darauf hin, dass es sich bei dem Mann um den weltbesten Bauchtänzer handelt. Und er kommt aus Curacao.
Okay, irgendwo ist sicher auch ein bisschen Afrika zu finden. Wie gehen weiter. Unter einer Plane hängen wunderschöne bunte Tücher. Die Muster sind mir nicht so als afrikanisch geläufig. Und bei Nachfrage lautet der Herkunftsort Indien. Oha... Wir geben nicht auf.
An einem israelischen Stand unterhalten sich zwei bayerisch sprechende Kenianer und im Mittelpunkt des Geländes stehen zwei Ayinger Bierstände und gefühlte dreihundert Biertische. Dadurch wird dem Ganzen ein Hauch von Oktoberfest-Stimmung verliehen.
Zwei debile Kamele und ebenfalls zwei traurig blickende Ponys werden abwechselnd, mit zahlenden Gästen auf dem Rücken, über das Gelände geführt. Na prima. 
Irgendwo hören wir Trommeln. Ja.... das ist Afrika. Wir sitzen in einem Zelt und trinken Beduinen-Tee. Äh, ja. Es ist ein arabisches Zelt. Aber die Musik klingt jetzt wenigstens ein bisschen Fest-authentisch. Zehn Minuten später ist die hübsche Beschallung auch schon wieder vorbei. An den meisten Ständen erkenne ich Schmuck, den ich sonst schon bei Zara und H&M gesehen habe. Ich bin geknickt. Dann aber wieder Trommeln. Wir suchen und finden eine Gruppe Musiker. Sie trommeln fantastisch. Sie sind weiß und offensichtlich Europäer, aber als Gruppe repräsentieren sie.... Brasilien!
Nach einer Weile spielen sie gemeinsam mit dem afrikanischen Djembe-Ensemble. Yepp... das gefällt mir und keiner glaubt, dass ich gebürtige Leipzigerin bin.
Eva und ich tanzen. Aber ein bisschen frustriert sind wir schon. Das ist wie Schweinsbraten im Sushi-Laden. Und über allem wacht die Statue der Bavaria im Hintergrund.
Aufziehende Regenwolken lassen uns dann vorzeitig das Gelände verlassen.
Es war okay. Halt alles andere, als man von Afrika Tagen erwartet hätte. Wir hatten Spaß, aber den haben wir, wenn wir zusammen sind, in der Regel auch in der Tiefkühlabteilung im REWE oder im Stau.
Also alles in allem kann ich nur sagen, dass man mit fünf Minuten „König der Löwen“ -CD weit mehr Afrika erlebt, als bei diesem Event.

Eigentlich schade. Aber was soll´s. Der Tee war lecker und getanzt haben wir trotzdem.  

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