119. Akt
Yessss!!! Da bricht doch glatt mein, tief in den Genen schlummerndes,
afrikanisches Temperament durch. Auf der Theresienwiese finden die
Afrika Tage statt. Und meine Freundin Eva und ich wollen hin.
Stimmung, Musik, afrikanisches Essen und alles in schön bunt. Wir
freuen uns.
Die Regenwolken sind noch nicht so bedrohlich nah, dass sie unsere
Stimmung versauen, und wir laufen erfreut und enthusiastisch dem
Gelände entgegen. An der Kasse wird schnell bezahlt und schon sind
wir mittendrin. Na ja... noch nicht so ganz, denn als einer der
ersten Stände begrüßt uns ein grau gelockter Abo-Anwerber der
Süddeutschen Zeitung. Bei jeder Runde, die wir drehen wird er
hartnäckiger, aber wir bleiben härter. Von der Showbühne her hören
wir laute Musik. Nix wie hin. Dort oben dreht und windet sich ein
Mann. Im Bauchtanz. Er wippt, bebt und dreht sich höchst
professionell, und mich wundert, dass er irgendwie nicht
ein bisschen afrikanisch wirkt. Weder optisch noch von der Tanzerei
her. Wenig später weist uns der Moderator darauf hin, dass es sich
bei dem Mann um den weltbesten Bauchtänzer handelt. Und er kommt aus
Curacao.
Okay, irgendwo ist sicher auch ein bisschen Afrika zu finden. Wie
gehen weiter. Unter einer Plane hängen wunderschöne bunte Tücher.
Die Muster sind mir nicht so als afrikanisch geläufig. Und bei
Nachfrage lautet der Herkunftsort Indien. Oha... Wir geben nicht auf.
An einem israelischen Stand unterhalten sich zwei bayerisch
sprechende Kenianer und im Mittelpunkt des Geländes stehen zwei Ayinger Bierstände und gefühlte dreihundert Biertische. Dadurch
wird dem Ganzen ein Hauch von Oktoberfest-Stimmung verliehen.
Zwei debile Kamele und ebenfalls zwei traurig blickende Ponys werden abwechselnd, mit zahlenden Gästen auf dem Rücken, über das Gelände geführt. Na prima.
Irgendwo hören wir Trommeln. Ja.... das ist Afrika. Wir sitzen in
einem Zelt und trinken Beduinen-Tee. Äh, ja. Es ist ein arabisches
Zelt. Aber die Musik klingt jetzt wenigstens ein bisschen
Fest-authentisch. Zehn Minuten später ist die hübsche Beschallung
auch schon wieder vorbei. An den meisten Ständen erkenne ich
Schmuck, den ich sonst schon bei Zara und H&M gesehen habe. Ich
bin geknickt. Dann aber wieder Trommeln. Wir suchen und finden eine
Gruppe Musiker. Sie trommeln fantastisch. Sie sind weiß und
offensichtlich Europäer, aber als Gruppe repräsentieren sie....
Brasilien!
Nach einer Weile spielen sie gemeinsam mit dem afrikanischen
Djembe-Ensemble. Yepp... das gefällt mir und keiner glaubt, dass ich
gebürtige Leipzigerin bin.
Eva und ich tanzen. Aber ein bisschen frustriert sind wir schon. Das
ist wie Schweinsbraten im Sushi-Laden. Und über allem wacht die
Statue der Bavaria im Hintergrund.
Aufziehende Regenwolken lassen uns dann vorzeitig das Gelände
verlassen.
Es war okay. Halt alles andere, als man von Afrika Tagen erwartet
hätte. Wir hatten Spaß, aber den haben wir, wenn wir zusammen sind,
in der Regel auch in der Tiefkühlabteilung im REWE oder im Stau.
Also alles in allem kann ich nur sagen, dass man mit fünf Minuten
„König der Löwen“ -CD weit mehr Afrika erlebt, als bei diesem
Event.
Eigentlich schade. Aber was soll´s. Der Tee war lecker und getanzt
haben wir trotzdem.
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