136. Akt
Sooooo...
nachdem wir uns alle dem Familienzuwachs gewidmet haben, verbringen
meine Mutter, meine Tochter und ich die Nacht im Hotel. Ich habe für
jeden von uns ein Einzelzimmer gebucht. Zum einen gibt es so kein
Streit ums Fernsehprogramm und zum anderen können wir uns nicht
gegenseitig Schnarchen oder Quatschen im Schlaf vorwerfen. Um 9 Uhr
treffen wir uns zum Frühstück. So ist es verabredet. Da ich weiß,
dass Tochterkind ihren Wecker bisweilen überhört, klopfe ich an
ihre Tür.
Ich
klopfe lang und ausgiebig. Und genau dann, als vermutlich der letzte
auf der Etage aufgewacht ist, öffnet sie einen Spalt und steckt müde
ihren Kopf heraus.
„Bin
in fünf Minuten da.“
„Okay,
aber bitte nicht in dem Pyjama, den du noch trägst.“
Am
Aufzug treffe ich meine Mutter. Tja, wir Senioren der Familie sind
halt pünktlich. Kaum im Frühstücksraum angekommen, legen wir unsere
Handtaschen zu einem Tisch und orientieren uns in Richtung Brötchen.
Noch
beim Kaffee stehend, spricht mich ein Mann an. „Guten Morgen junge
Frau.“ Ich drehe mich um und sehe einen Kerl vor mir. Etwa 1,85m
groß, grauhaarig und nicht völlig gesichtsverhagelt.
Aber
der meint mit dem Morgen-Gruß gar nicht mich. Sondern meine Mutter.
Oha... ich ziehe mich bis hinter das Obst zurück und beobachte die
Szene. Wenig später bin ich mit der Honigauswahl beschäftigt, als
ich sehe, wie sich der Typ langsam an unseren Tisch heranpirscht. Und
während meine Mutter völlig unschuldig ihr Brötchen schmiert,
fängt der Kerl an übers schlechte Wetter, die Lage des Hotels und
seine Reisepläne zu parlieren. Ich fass es nicht. Der baggert meine
Mutter einfach so von der Seite an.
Ich
stelle meinen Teller an den Tisch und schaue, was es so zu bereden
gibt. Als ich höre, dass er mit Mitte 50 leider viel zu oft alleine
reist, drehe ich mich wieder in Richtung Buffet, da ich sonst vor
Lachen mein Rührei über den Tisch verteilen werde. Mitte 50? Hallo
meine Mutter ist die hotteste Ü-Siebzigerin der Welt. In sicherer Entfernung
geht das Ganze weiter.
Ich
beobachte, wie meine Tochter den Raum betritt und sich zu meiner
Mutter und ihrem „neuen Freund“ gesellt. Eine Minute später
steht sie grinsend auf und kommt zu mir hinter die Bananen.
„Oma
ist ja ein ganz schöner Feger.“
Wir
kichern beide.
Irgendwann
schleicht sich Muttis neuer Fan dann von dannen und wir beenden das
Frühstück in unserer Drei-Generationen-Kombo.
Vor
uns liegen drei Stunden Rückfahrt. Ich bin sicher, dass wir heute
schneller sind als gestern auf dem Herweg.
Na
ja... als wir eine Stunde später auf der Autobahn wieder vor einer
Vollsperrung stehen, haben wir wenigstens ein Gesprächsthema.
Tochterkind und ich planen Omas Hochzeit mit dem Frühstücks-Baggerer,
während sie uns für bekloppt erklärt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen