133. Akt
„Nein,
du hier?“ „Na sowas.“ „Schön dich zu sehen.“ „Schade,
muss direkt weiter.“ „Melde dich mal.“
Küsschen
rechts, Küsschen links.
Weg
isser.
Äh
ja... klar. Mach ich. Wenn mir bloß wieder dein Name einfiele.
Ist
schon blöde, so ein kleiner juveniler Alzheimer-Anfall, wenn man
einem alten Freund, ehemaligem Mitschüler oder früherem Kollegen
gegenübersteht.
Ganz
offenbar ist mir der Name in keiner Gehirnwindung hängen geblieben.
Umso anhänglicher ist aber sein Rasierwasser. Ich weiß zwar nicht
wie es heißt, aber irgendwas wie „Penetranz“ oder
„unverfliegbar“ muss im Namen vorkommen. Wie viel hat er denn
heute morgen aufgesprüht? Kann man das noch in Litern messen?
Ab
jetzt laufe ich in einer Wolke von irgendwas rum, das ich mir weder
selber aufgetragen, noch auch nur ansatzweise gewünscht habe.
Sandelholz,
Moschus, Zitrus, Leder, Tabak. Und von allem zu viel. Also, keine
Duftnoten, sondern gleich ein fulminantes Konzert.
Das
Blöde ist nur, dass Parfums bei mir immer völlig anders riechen,
als in der Flasche oder bei anderen. Was bei einer Freundin nach
lauem Sommerabend auf einer Blumenwiese riecht. Wirkt bei mir eher
so, als hätte ich innig mit einem Iltis geknuddelt.
Wenn
ich Moschus auftrage, dann riecht es spätestens nach zwanzig Minuten
nur noch nach Ochse. Und Chanel No.5 riecht bei mir nach „oh... da
bin ich im Bordell aufgewacht.“
Nur
mit zwei, drei Parfums kann ich etwas anfangen, ohne dass sie mich
olfaktorisch völlig entstellen.
Nun
ja. Das mir aufgedrängte Rasierwasser verwandelt mich geruchlich
mittlerweile in ein Minenfeld aus Geruchspartikeln. Und weil ich mich
schon kaum noch selber riechen kann, fahre ich heim und springe erst
mal unter die Dusche. Und da fällt mir dann auch wieder der Name des
Rasierwasser-Begatters ein.
Okay.
Ex-Kollege. Werde mich tatsächlich mal melden. Vielleicht können
wir beruflich irgendwas gemeinsam auf die Beine stellen. Aber eins
ist klar. Wenn ich mich melde, dann mach ich das außerhalb des
Rasierwasser-Einzugsgebiets. Ich rufe an. Besser ist´s.
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