Sonntag, 19. Juni 2016

133. Akt 

Nein, du hier?“ „Na sowas.“ „Schön dich zu sehen.“ „Schade, muss direkt weiter.“ „Melde dich mal.“
Küsschen rechts, Küsschen links.
Weg isser.
Äh ja... klar. Mach ich. Wenn mir bloß wieder dein Name einfiele.
Ist schon blöde, so ein kleiner juveniler Alzheimer-Anfall, wenn man einem alten Freund, ehemaligem Mitschüler oder früherem Kollegen gegenübersteht.
Ganz offenbar ist mir der Name in keiner Gehirnwindung hängen geblieben. Umso anhänglicher ist aber sein Rasierwasser. Ich weiß zwar nicht wie es heißt, aber irgendwas wie „Penetranz“ oder „unverfliegbar“ muss im Namen vorkommen. Wie viel hat er denn heute morgen aufgesprüht? Kann man das noch in Litern messen?
Ab jetzt laufe ich in einer Wolke von irgendwas rum, das ich mir weder selber aufgetragen, noch auch nur ansatzweise gewünscht habe.
Sandelholz, Moschus, Zitrus, Leder, Tabak. Und von allem zu viel. Also, keine Duftnoten, sondern gleich ein fulminantes Konzert.
Das Blöde ist nur, dass Parfums bei mir immer völlig anders riechen, als in der Flasche oder bei anderen. Was bei einer Freundin nach lauem Sommerabend auf einer Blumenwiese riecht. Wirkt bei mir eher so, als hätte ich innig mit einem Iltis geknuddelt.
Wenn ich Moschus auftrage, dann riecht es spätestens nach zwanzig Minuten nur noch nach Ochse. Und Chanel No.5 riecht bei mir nach „oh... da bin ich im Bordell aufgewacht.“
Nur mit zwei, drei Parfums kann ich etwas anfangen, ohne dass sie mich olfaktorisch völlig entstellen.
Nun ja. Das mir aufgedrängte Rasierwasser verwandelt mich geruchlich mittlerweile in ein Minenfeld aus Geruchspartikeln. Und weil ich mich schon kaum noch selber riechen kann, fahre ich heim und springe erst mal unter die Dusche. Und da fällt mir dann auch wieder der Name des Rasierwasser-Begatters ein.

Okay. Ex-Kollege. Werde mich tatsächlich mal melden. Vielleicht können wir beruflich irgendwas gemeinsam auf die Beine stellen. Aber eins ist klar. Wenn ich mich melde, dann mach ich das außerhalb des Rasierwasser-Einzugsgebiets. Ich rufe an. Besser ist´s.      

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