96. Akt
Die Liebe ist ja etwas ganz Wunderbares. Unabhängig davon, ob sich
zwei Dreizehnjährige das erste Mal anhimmeln oder ob man gemeinsam
den 90. feiert. Liebespaare sind immer so schön verzaubert. Also
zumindest am Anfang.
Und oft können sie die Hände gar nicht voneinander lassen.
So weit so gut. Bei wüstem Rumknutschen habe ich ja auch noch
Verständnis. So lange ich Speichel-technisch nicht in der
Einflugschneise sitze hab ich kein Problem. Man kann ja immer noch
wegschauen, wenn einem was nicht gefällt. Meistens jedenfalls.
Wenn das aber kaum möglich ist, ohne dass man rückwärts laufen
oder sich einen Eimer über den Kopf ziehen muss, dann wird es für
den Zuschauer - in diesem Falle mich – ziemlich unangenehm.
Und das „Sehen“ ist ja nicht alles.
Bei manch küssendem Paar klingt Küssen nämlich so, als ob jemand
ein nasses Fensterleder über eine Sprossenleiter zieht. Immer
wieder. Ganz schnell. Klingt unromantisch. Und es hört sich auch
unromantisch an. Wenn das junge oder auch reife Glück dann auch noch
lingual gegenseitig öffentlich die Ohrmuscheln erforscht, dann ist
bei mir der Ofen aus.
So, wie heute. Am Flughafen.
Beim Einsteigen in den Flieger nach Hause steht (grabbelt, knutscht
und fummelt) ein junges Pärchen vor mir. Wie gesagt, rückwärts
gehen ist nicht. Und ein Eimer über meinem Kopf hätte vermutlich
die Security alarmiert.
Und wie ich befürchte, wird das junge Paar, das sich schon während des ganzen Boarding-Vorgangs, lippentechnisch nicht voneinander lösen kann, eine Reihe vor mir platziert. Hier wird Liebe nicht nur gelebt, sondern hartnäckig jedem, der es sehen will oder auch nicht, demonstriert. Nur als er das Handgepäck oben im Fach verstaut, unterbrechen sie ihre Knutscherei ganz kurz. Allerdings hängt sie in diesem Moment, wie ein Pandabär am Eukalyptusbaum, an seinem Rücken.
Und wie ich befürchte, wird das junge Paar, das sich schon während des ganzen Boarding-Vorgangs, lippentechnisch nicht voneinander lösen kann, eine Reihe vor mir platziert. Hier wird Liebe nicht nur gelebt, sondern hartnäckig jedem, der es sehen will oder auch nicht, demonstriert. Nur als er das Handgepäck oben im Fach verstaut, unterbrechen sie ihre Knutscherei ganz kurz. Allerdings hängt sie in diesem Moment, wie ein Pandabär am Eukalyptusbaum, an seinem Rücken.
Ich befürchte, dass es hier gleich einen Eintritt in den
„Mile-High-Club“ zu feiern gibt, aber hoffe gleichzeitig auf die
kurze Flugdauer von fünfundvierzig Minuten.
Vor mir geht es dann natürlich weiter. Ich kann gar nicht intensiv
genug Candy Crush spielen, um dem Gefummel vor mir zu entgehen.
Ein bisschen froh bin ich allerdings, dass die beiden vor mir sitzen
und nicht neben mir. Die brauchen nämlich wirklich alle drei Sitze.
Nur zum Knutschen!
Die Stewardess lächelt mich freundlich an. Wir zucken beide mit den
Schultern.
Der eigentliche Hammer kommt dann aber nach dem Aussteigen. Beide
verlassen noch gemeinsam das Gate. Aber beim Ausgang biegt Herr
„meine- Zunge-ist-biegsam-wie-Spaghetti-al dente“ nach links ab.
Während Fräulein „Ohne-dich-kann-ich-nicht-leben“ plötzlich
nach rechts rennt und einem mit Luftballons in der Hand wartendem
jungen Mann um den Hals fällt.
Ich bin drauf und dran da hin zu latschen und zu fragen, ob er auch
den Kiefer ausrenken kann, weil er sonst aus dem Rennen ist, aber ich
lasse es.
Ein bisschen doof scheine ich aber schon zu gucken, denn eine Oma
neben mir meint „Ist junge Liebe nicht was Schönes?“
Außer einem „Hmpfff" kriege ich nicht viel raus. Und dann fahr
ich völlig ungeknutscht nach Hause. Zum Glück.
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