104. Akt
Ich habe eine Diskussion von Frauen verfolgt, die mich ein bisschen
nachdenklich macht. Es geht um Schönheits OPs (von anderen Frauen
natürlich.). So wie diese Damen über Schönheitsoperationen reden,
klingt das ein bisschen, als ginge es um Geschlechtskrankheiten.
Böse, böse Infektionen, die man sich einfängt, weil man es auch
genau so verdient.
„Ih, die hat sich ihre Möpse machen lassen und kann jetzt nur noch
auf dem Rücken schlafen.“
„Bäh, die sieht aus, als ob sie mit dem Gesicht auf einen
Hydranten gefallen wäre. Aus dem 10. Stock“
„Boah, wenn sich bei der der Gummizug im Nacken löst, dann hat das
Gesicht nur noch Zifferblattgröße.“
Alles vorgetragen mit einer kleinen Spur Schadenfreude und einer
großen Prise Neid.
„Schönheitsoperationen seien nur für Leute mit einem
Minderwertigkeitskomplex und zu viel Geld.“ sagt die eine.
„Ich würde nie und nimmer ein Skalpell an meine Haut lassen.“
sagt eine andere.
Ich muss fast laut loslachen. Nö, wer sich mit Botox die letzte
Chance auf Mimik versaut hat, der braucht auch kein Skalpell mehr.
Die Gnadenlosigkeit mit der auf Menschen eingehauen wird, die sich
chirurgisch oder wie auch immer aufhübschen lassen, sorgt schon fast
für Zornesfalten auf der nicht zu kräuselnden Stirn.
Im Mittelpunkt steht unter anderem Cher. Die ist nämlich dieser Tage
70 geworden. In Teilen, heißt es. Und so ist es wohl auch. Ich
persönlich finde Cher cool. Sie ist eine tolle Künstlerin und sie
hat an sich rummachen lassen. So what?
Vielleicht würden einige Leute das große Talent lieber hinter einem
faltigen Gesicht akzeptieren. Dann könnte man versonnen in sich
reingrinsen und sagen: „Gut ist sie ja. Aber ganz schön alt
geworden mit ihren Hängebacken und Tränensäcken.“
Für mich ist eine Frau (Menschen generell) schön, wenn sie was
Schönes ausstrahlt. Das kann dann gerne eine Siebzigjährige sein,
die aus einem faltigen Gesicht in die Welt lächelt oder eine
Siebzigjährige, die mit dem Gesicht, für das sie bezahlt hat,
glücklich ist.
Natur schön ist toll. Mit Liebe gebastelt, kann auch schön sein. Wenn es dem Träger der Bastelei eben gefällt.
Hey, ich persönlich schließe gar nix aus. Im Moment bin ich froh
und happy, wie alles ist. Das finde ich schön. Aber sollte mich die
Schwerkraft mal zu meiner eigenen Gehbehinderung machen, dann geh ich
auch los und sorge für adrette Abhilfe.
Definitiv nicht schön sind die, die vor Neid nicht mehr aus den
gestrafften oder naturhängenden Lidern gucken können.
Sich darauf zu berufen, dass ausschließlich die unveränderte Natur
wirklich schön ist, halte ich für Blödsinn. Natur pur würde ja
auch bedeuten: Kein Make up, keine Haarfarbe etc.
Das kann man dann für sein Leben gerne auch für Haus und Wohnung
fortsetzen. Bis hin zur Raufasertapete.
Nö! Will ich nicht. Die Menschen sind von Natur aus bunt. Da kann
man dann auch noch ein bisschen nachlegen. Wo die Grenze ist,
entscheidet jeder für sich selbst. Und niemand gefällt allen.
Reicht völlig, wenn man sich selbst gefällt. Egal ob die Haare naturbraun, blondiert, grau, weiß, rot oder blau sind und die Nägel echt
oder falsch.
Es soll ja sogar Frauen geben, die lassen sich falsche Wimpern
ankleben, um ihren Bambi-Style zu unterstreichen. Nee, sowas aber
auch ;-)
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