110. Akt
Ich weiß, dass ich mit dem Gedanken nicht alleine bin, aber es
erschreckt mich kolossal. In diesem Jahr wird erschreckend viel
gestorben. Sowohl im Bekanntenkreis, als auch in der Prominenz.
Morgens springt der Radiowecker an und ich hocke schon in
Panikstellung im Bett, ob wieder ein Idol meiner Jugend oder der
Gegenwart das Zeitliche gesegnet hat.
Wenn die Nachrichten rum sind, gibt es ein kurzes Aufatmen. Dann wird
rasch die Nachbarschaft durchgezählt. So. Auch alle da. Sehr
beruhigend.
Abgesehen von den Personen, die ich schon länger und besser kannte,
gibt es einen großen Kahlschlag in der Liga der Künstler, Sportler,
Politiker und anderen Prominenten. Und viele der Menschen, von denen
sich die Welt 2016 verabschieden musste, hinterlassen Lücken, groß
Kontinente.
Es verbindet ja oft eine gemeinsame Geschichte. Irgendwie.
Erika Berger, die einem gesagt hatte, wie was geht, gehen sollte und zur Not auch mit der Nachbarin funktioniert. Streitereien mit Roger Willemsen. Peter Lustig, bei dem man sich
gefragt hat, was der denn noch alles in seinem Bauwagen getrieben hat
und Guido Westerwelle, der mir vor vielen Jahren auf einem Tauchboot
fröhlich die Hand entgegenstreckte. „Hallo, ich bin der Guido!“.
Besonders heftig trafen mich die Todesfälle Davis Bowie und Prince.
Mein Gott, was haben wir für herrlich verbotene Sachen zu deren
Musik gemacht?
Und ich bin sicher, dass einige ältere Semester genau dasselbe beim
Tod von Hugo Strasser geseufzt haben. Es sind viele. Viele richtig
gute. Und mich macht das nervös. Man kann sagen, was man will. Ich lege abends schon immer mein
Pulsmessgerät auf den Nachttisch. Ganz einfach, damit ich jederzeit
checken kann, ob ich auf der Liste schon ein bisschen weiter hoch
gerückt bin. Und dann schlafe ich ein und träume von Bowie und
Prince und wenn es ein richtig wilder Traum ist, auch von Hugo
Strasser.
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