88. Akt
Heute morgen. Zeit für mein Laufband. Im TV läuft das
Frühstücksfernsehen und ich chille bei 6 km/h und einer Steigung
von fünf Prozent.
Zwischen Wetter (erst schlecht, dann heiß), Promis (Verheiratet,
geschieden, fremd gegangen), und Rezepten (sieht gut aus, aber krieg
ich eh nicht so nicht hin), kommt ein heikles Thema. Es soll ein
neues Vergewaltigung-Gesetz her. Ein „Nein“ soll ab jetzt auch
als „Nein“ gewertet werden.
Ach nee... ist ja mal super innovativ. Aber, wenn es nun so sein
soll, dann ist ja prima.
Dann sagt ein Fachanwalt für Sexualstrafrecht, dass bloßes
Angrabschen bisher nicht als strafrechtlich relevant gilt. Die
Moderatorin fragt verblüfft nach, ob sie dem Grabscher denn
wenigstens eine dafür langen dürfte.
„Nö.“ sagt der Anwalt. Mit einer Ohrfeige würde nämlich sie
selbst sich strafbar machen. Ich denke, die Moderatorin kippt gleich
vor Entsetzen vom Sofa und ich selber schepper fast rückwärts ins
Bücherregal. Mein Laufband steht ja immer noch auf 6 km/h und ich
bin vor Schreck fast stehen geblieben.
Das heißt, wenn ich Fritz, Heinz, Mustafa, Hassan oder Gerd eine
schaller, weil er mir in den Ausschnitt langt, dann darf dieser
suizidale Kandidat mich wegen Körperverletzung anzeigen??? Geht´s
noch???
Was soll ich denn meiner Tochter beibringen?
„Sag ihm einfach so lange „Nein!“ bis er aufhört oder fertig
ist“ oder
„Halte dich an den Vorschlag, niemanden zu nah an dich heran zu
lassen“.
Das mit der Armlänge Entfernung hab ich schon bei einigen
europäischen Probanden probiert. Das funktioniert nicht. Das wird
ganz sicher auch nicht bei Asiaten, Arabern, Afrikanern, Australiern,
Amerikanern oder Micky Maus ziehen, wenn sie auf Kontaktsport aus
sind.
Wenn ich also schon bei der ersten Stufe des Angrabbelns rechtliche
Konsequenzen meinerseits fürchten muss, und das obwohl ich mein
„Nein“ mit einer gepflegten Watschn untermauern könnte, was denn
dann? „Ups, ich wusste gar nicht, dass die Brosche an meiner Bluse
ein geladener Revolver ist, sorry??? Verkehrte Welt. Wenn mich einer ungewollt anlangt, dann werde ich
auch weiterhin meine Armlänge so gut es geht ausnutzen, um ihm
einhändig eine neue Laufrichtung zu geben. Und für alle, die drüber
nachdenken: Ich habe sehr, sehr lange Arme.
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