Mittwoch, 4. Mai 2016

88. Akt 

Heute morgen. Zeit für mein Laufband. Im TV läuft das Frühstücksfernsehen und ich chille bei 6 km/h und einer Steigung von fünf Prozent.
Zwischen Wetter (erst schlecht, dann heiß), Promis (Verheiratet, geschieden, fremd gegangen), und Rezepten (sieht gut aus, aber krieg ich eh nicht so nicht hin), kommt ein heikles Thema. Es soll ein neues Vergewaltigung-Gesetz her. Ein „Nein“ soll ab jetzt auch als „Nein“ gewertet werden.
Ach nee... ist ja mal super innovativ. Aber, wenn es nun so sein soll, dann ist ja prima.
Dann sagt ein Fachanwalt für Sexualstrafrecht, dass bloßes Angrabschen bisher nicht als strafrechtlich relevant gilt. Die Moderatorin fragt verblüfft nach, ob sie dem Grabscher denn wenigstens eine dafür langen dürfte.
„Nö.“ sagt der Anwalt. Mit einer Ohrfeige würde nämlich sie selbst sich strafbar machen. Ich denke, die Moderatorin kippt gleich vor Entsetzen vom Sofa und ich selber schepper fast rückwärts ins Bücherregal. Mein Laufband steht ja immer noch auf 6 km/h und ich bin vor Schreck fast stehen geblieben.
Das heißt, wenn ich Fritz, Heinz, Mustafa, Hassan oder Gerd eine schaller, weil er mir in den Ausschnitt langt, dann darf dieser suizidale Kandidat mich wegen Körperverletzung anzeigen??? Geht´s noch???
Was soll ich denn meiner Tochter beibringen?
„Sag ihm einfach so lange „Nein!“ bis er aufhört oder fertig ist“ oder
„Halte dich an den Vorschlag, niemanden zu nah an dich heran zu lassen“.
Das mit der Armlänge Entfernung hab ich schon bei einigen europäischen Probanden probiert. Das funktioniert nicht. Das wird ganz sicher auch nicht bei Asiaten, Arabern, Afrikanern, Australiern, Amerikanern oder Micky Maus ziehen, wenn sie auf Kontaktsport aus sind.
Wenn ich also schon bei der ersten Stufe des Angrabbelns rechtliche Konsequenzen meinerseits fürchten muss, und das obwohl ich mein „Nein“ mit einer gepflegten Watschn untermauern könnte, was denn dann? „Ups, ich wusste gar nicht, dass die Brosche an meiner Bluse ein geladener Revolver ist, sorry???       Verkehrte Welt. Wenn mich einer ungewollt anlangt, dann werde ich auch weiterhin meine Armlänge so gut es geht ausnutzen, um ihm einhändig eine neue Laufrichtung zu geben. Und für alle, die drüber nachdenken: Ich habe sehr, sehr lange Arme.

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