100. Akt
Uff! Man könnte meinen, das hier verkommt zu einem richtigen
Fress-Blog. Dem ist aber nicht so. Es ist vielmehr so, dass sich
Essen und Trinken geradezu vorzüglich mit bekannten Bekannten oder
neuen Kontakten verbinden lässt.
Deswegen dieses Mal: Brunch-time!
Ich hatte mich schon mindestens fünf Mal für diese Treffen
angemeldet und ständig kam etwas dazwischen. Aber heute nicht. Heute
bin ich, bzw. sind die anderen Brunch-Gäste fällig.
Das Wort Brunch setzt sich ja eigentlich aus Breakfast (ähem...
Frühstück) und Lunch (ja genau, Mittagessen) zusammen. Laut
Internet liegt die beste Zeit für eine „Brunch-Planung“ zwischen
9.30 Uhr und 15 Uhr.
Nicht so aber in München. Hier beginnt der Brunch erst um 14 Uhr. So
kann man ausschlafen, noch weiterschlafen, sich einen Kaffee
einverleiben, sich fertig machen und abzischen. Ich freue mich.
Christian hat das Ganze geplant. Dafür bekommt er auch eines meiner
Bücher geschenkt (ab nächste Woche frage ich ihn dann diskret die
einzelnen Geschichten ab). Maria hat sich wiederum um den Tisch
gekümmert (Maria ist cool. Ich mag Kümmerer). Und Mete richtet die
ganze Sache aus (besser geht nicht). Genial. Ich brauche also nix
anderes zu tun, als hinzugehen, zu futtern und zu quatschen.
Yepp! Das liegt mir.
Alle sind super nett und „super nett“ steht hier für „super
nett“ und nicht für „Das muss ich jetzt schreiben, sonst werde
ich nicht mehr eingeladen“. Und zwischen Lachs und Tiramisu wird
fraternisiert, gelacht und gequatscht, was das Zeug hält. Rechts von
mir sitzt ein Paar. Sie hat eine faszinierende Tätowierung auf dem
Arm und ich will sie unbedingt fragen, was die ganzen Sterne
bedeuten, aber da kommt mir die Eröffnung des Buffets dazwischen und
mein Hunger schießt quer. Beim ersten Vorspeisenteller zeigt mir
meine Tischnachbarin zur Linken Bilder von ihrem kleinen Sohn. Ein
unfassbar niedlicher kleiner Bursche. Würde ich sofort adoptieren.
Aber fragen lohnt nicht. Den will sie sicher behalten.
Mir gegenüber sitzt ein Mutter-Tochter-Gespann und ich überlege,
welche Märchenfiguren man mit den beiden besetzten könnte. Ich
entscheide mich für Dornröschen für die Mutter und Cinderella für
die Tochter. Nicht, weil sie so verträumt aussehen. Sondern weil sie
einfach atemberaubend schön und hammermäßig umwerfend sind. Sie
sehen sich zwar kaum ähnlich, aber sie sind optisch und von der Art
der Kommunikation ein Dreamteam.
Während ich meine dritte Tiramisu verspeise, überlege ich mir, wie
ich die gerade volljährige Tochter in meine Verwandtschaft
integrieren kann. Die Mutter ist cool und integer und wäre sicher
für die Idee zu begeistern, aber dann lass ich es doch wieder.
Unsere Kinder sind alle frei und selbstständig.
Als ich nach zwei Stunden gehe, bin ich fröhlich. Nicht weil ich weg
bin, sondern weil ich a.) Ausgesprochen lecker gegessen habe – ja,
okay, Fress-Blog und b.) Einen Haufen Menschen begegnet bin, die ich
ohne die neuen Medien nie kennengelernt hätte.
Alle waren viel echter, netter und witziger, als ich es erhofft habe.
Vielleicht sollte ich nochmal zurückgehen und fragen, ob ich den
Kleinen von links vielleicht doch adoptieren... Ach, lassen wir das.
Es war ein cooler Brunch. Und das soll reichen.
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