107. Akt
Ich sitze im Auto und es überkommt mich wieder. Ich kann dann gar
nix dagegen tun. Und bin auch völlig unschuldig. Es ist zu spät, einfach das Radio auszuschalten, denn ich habe ihn schon im Kopf. Den
Beat, der mich unruhig werden lässt. Ja okay, ich habe gesagt, ich
bin nicht Multitaskingfähig. In diesem Fall ist es aber gelogen.
Gerade fordert mich Justin Timberlake mit „Can´t stop the feeling“
zum Tanzen auf. Und ich will mich da auch nicht lange wehren. Ich
versuche wenigstens eine Hand am Lenkrad zu lassen und beginne im
Auto zu tanzen.
Da ich sitze, könnte man versucht sein, das ganze Sitztanz zu
nennen, aber es ist Sitztanz Deluxe.
Also nicht das, was ihr mit eurer Oma und ihren Freundinnen im
Seniorenheim macht.
Meine Moves werden nur eingeschränkt durch Seitentür,
Windschutzscheibe und die Mittelkonsole.
Klar schränkt mich auch die Tatsache ein, dass ich nach wie vor
aktiv am Straßenverkehr teilnehme, aber – wie gesagt – in diesem
Bereich bin ich dann doch Multitaskingfähig.
Dass sich an Ampeln dann schon mal ein Handy auf mich richtet, ist
mir schnuppe. Ich habe gegoogelt und bei Youtube noch kein Video
gefunden, das unter dem Titel:
„Die-Irre,-die-im-Auto-Moonwalk-macht“, mich oder meinen Wagen
zeigt.
Das Schlimme ist ja, dass die Tanzerei nicht zwingend zu Ende ist,
wenn ich irgendwo angekommen bin.
Ich kann auch im stehenden Auto weiter tanzen. Und wenn die Musik
cool ist, kann ich das recht lange. Dann hilft nur noch eines. Das
dann aber sicher und bestimmt. Bei voller Lautstärke das Intro zu
den Nachrichten vor den Latz geballert zu bekommen. Wenn ich dann
höre, was alles vorgetragen wird, bin ich schlagartig wieder mit
beiden Beinen auf dem Boden. Na ja. Also zumindest, wenn ich gleich
ausgestiegen bin.
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