Donnerstag, 7. April 2016

61. Akt

Zwischen ABC Pflaster und kompletter Immobilität gibt es den Masseur. Und wenn man Glück hat, bekommt man auch noch einen Termin.
Mit noch mehr Glück ist es auch ein Masseur, der nicht tiefenentspannt seinen Namen auf deinen Rücken tanzt oder dich mit gefühlten sieben Rippenprellungen entlässt. Unschön ist auch, wenn dich ein Masseur zutextet, was für tolle Haut du doch hast oder versucht, sich Geld von dir zu pumpen. Alles schon passiert. Ja! Mir.
Ich hab Glück. Er heißt Andreas. Und ich kenne ihn nicht. Das Studio selber kenne ich natürlich. Ist ja nicht das erste Mal, dass man mich hier wieder weichknautschen muss. Aber er ist entweder neu oder ich hatte eben noch nie an einem Dienstag ein Problem mit meinem Kreuz.
Grazil wie ein Besenstiel erhebe ich mich von dem weichen Sessel, in den ich mich völlig fahrlässig habe fallen lassen. Andreas grinst.
Sein Blick sagt „HWS bis LWS – alles ein Brikett.“
Und recht hat er. Von der Halswirbelsäule bis runter zum Steiß fühle ich mich an, als hätte man mir Drahtseile im Rücken gespannt. Er lässt mich einen Moment allein, ich werfe ab, was abzuwerfen ist und lege mich bäuchlings auf die Liege. Als er kommt, verkneife ich mir den Spruch „Einmal ins Kreuz springen, bitte.“ Damit habe ich schon schlechte Erfahrungen gemacht. Der damalige Masseur hat sich herausgefordert gefühlt, und ich hatte das Gefühl, bis zur Rente nicht mehr von der Liege zu kommen. Die Folge war, dass ich nach der Massage doppelt so viel Ibuprofen brauchte, wie davor.
Außerdem würde mich dieser Andreas hier quasi in der Mitte teilen, wenn er mir ins Kreuz springen würde. Er ist etwa einen Kopf größer als ich und zweimal so breit. In jede Richtung.
Ich sage ihm nicht, dass ich mich idiotischerweise mit einer Reckstange auf dem Spielplatz angelegt habe, sondern fasle etwas von zuviel Arbeit in falscher Haltung am Computer. 
Andreas spricht wenig. ein großer Pluspunkt.  
Vierzig Minuten lang bearbeitet er meinen Rücken. Er macht seine Sache gut, auch wenn ich hin und wieder das Gefühl habe, dass mir die Schulter ausgekugelt oder die Rippen von der Wirbelsäule gelöst werden.
Ich sage ihm noch, dass ich für den Folgetag fit sein muss, da ich dann zum einen eine Ehrung empfange und am Abend in Glitzerfummel über einen roten Teppich schreiten muss. Aufrecht.
Er hat´s begriffen.
Und während ich das Studio verlasse fordert er mich auf, mich jetzt auszuruhen und am besten gleich ins Bett zu gehen.

Ehrlich gesagt habe ich auch nichts anderes vor.   

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