Dienstag, 27. September 2016

233. Akt

Manchmal sorgt die Erfüllung von Bedürfnissen nicht unbedingt für Zufriedenheit. Nein. Manchmal sorgt die Erfüllung nur dafür, dass sich das Bedürfnis gleich wieder zu Wort meldet. Es ist zum Beispiel so, dass wenn ich mir am Abend eine Tafel Schokolade reingepfiffen habe, mein Körper nicht satt und zufrieden innerlich breit grinst. Es ist vielmehr so, dass ich morgens - anstatt froh zu sein, dass ich mir eine Ritter Sport Honig-Salz-Mandel ohne mieses Gewissen zugeführt habe - gleich an die nächste Tafel denke. Da nun aber mein Verstand sich nicht vor der Unersättlichkeit meiner selbst abzukoppeln ist, gibt es diese Missstimmung und den inneren Dialog in mir.
Schokolade!“
Nein, du hattest gestern Schokolade. Das reicht!“
Schokolade!!!“
Nein, jetzt gibt es keine Schokolade. Jetzt gibt es Obstsalat zum Frühstück. Mit einem Spritzerchen Honig vielleicht.“
Ich will keinen Honig. Ich will Schokolade!“
So eine blöde Schokolade hat fast sechshundert Kalorien. Willst du die nächsten 24 Stunden auf dem Laufband verbringen??“
ICH WILL SCHOKOLADE!!!“
Pöh, ist keine mehr im Haus....“
Irgendwie gehen dann Körper und Geist immer im Streit auseinander und ich hänge mittendrin.
Ganz ähnlich verhält es sich, wenn ich Fotos von schönen Orten sehe. Am schlimmsten sind die Bilder aus der Serie „100 Places to see before you die“.
Es ist ja erst ein paar Wochen her, dass ich mit Tochterkind fünf Tage wunderschön auf Mallorca war. Ja. Es war traumhaft. Abends mit dem Meer vorm Fenster einzuschlafen und morgens festzustellen, dass es noch genau so schön glitzert, wie am Abend zuvor.
Eigentlich müsste ich also erst Mal „satt“ sein. Tja... bin ich aber nicht.
Die Sehnsucht nach Meer, Sand, fremden Gerüchen, Palmen, Sprachen zieht an meinem fernwehsüchtigem Herzchen, wie ein Gummiband.
Früher bin ich beruflich so viel gereist und habe es gar nicht richtig wahrgenommen. Und jetzt ist´s mir einfach zu wenig. Ich kann es mir einfach nicht Recht machen. Ach was soll´s, ich kann mir ja nicht fix nen Jet chartern, der mich mal kurz nach Hawaii shuttlet.
Und während ich jetzt so da sitze und mich nach schönen Stränden, Bergen und Regionen sehne, fällt mir ein, dass irgendwo in meinem Schreibtisch noch eine Not-Schokolade stecken muss. Und die ist ja schon fast so gut, wie mindestens ein Zeh im Pazifischen Ozean.

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