224. Akt
Es
gibt Phasen, da sieht es bei mir aus wie im Möbelhaus, so sagt mein
Tochterkind und dann gibt es wiederum Tage, an denen es ein bisschen
aussieht, als plane ich einen Umzug. So sagt meine Mutter.
Statistisch
gesehen führe ich aber wohl einen überdurchschnittlich aufgeräumten
Haushalt. Das geht weit darüber hinaus, dass man erkennt, was Wohn-,
Schlaf-, Schrank-, Gäste- und Badezimmer sind.
Manchmal
bin ich sogar derart penibel, dass ich im Pyjama noch mal aufstehe,
um eben die Kissen auf dem Sofa zu sortieren. Ganz einfach, weil es
mich am nächsten Morgen sonst ärgern würde.
Geschirr
bleibt bei mir selbst an schlechten Tagen nicht über Nacht in der
Spüle stehen und der Trockner wird nahezu pathologisch pünktlich
ausgeräumt. Aber hin und wieder hapert es dann an anderen Stellen.
Dann steht ein Wäschekorb mit ausgemusterten Sachen für ein paar
Tage recht dekorativ am obersten Treppenabsatz oder die Gießkanne
auf der Treppe. Ein Stapel Manuskripte findet sich dann auf der
Kommode und meine Make up-Pinsel, verteilt auf achtundzwanzig Fliesen
im Badezimmer.
Letztendlich
muss man ja auch nur für alles eine passende Ausrede haben.
Die
vertrockneten Blumen auf dem Kamin sind nicht bloß Relikte einer
ehemals blühenden Pflanze. Nein. Sie sind ein Reminder daran, alle
anderen Töpfe rechtzeitig zu wässern. Ja! Genau so ist das. Zur Not
kann ich sie auch als ein Zeichen von Vergänglichkeit allen Lebens
deklarieren. Zack! Schon sind ist das braune Gestrüpp aus der
Unordentlichkeits-Zone gerückt.
Der
Staubsauger im Flur soll mich daran erinnern, dass ich noch das
Badezimmer saugen muss und die Wäsche in der Badewanne erinnert mich
daran, den Wäschekorb mit den frischen Sachen in den Zimmern zu
verteilen. So hat alles, was temporär nicht an richtigem Ort und an
richtiger Stelle liegt einen Sinn und Zweck und steht nicht für
Entgleisung meiner Sorgfalt. Mir ist also gar keine Unordnung
vorzuwerfen. Lediglich ein kreativer Umgang mit der Auslegung von
Ordnung an sich.
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