Sonntag, 18. September 2016

224. Akt

Es gibt Phasen, da sieht es bei mir aus wie im Möbelhaus, so sagt mein Tochterkind und dann gibt es wiederum Tage, an denen es ein bisschen aussieht, als plane ich einen Umzug. So sagt meine Mutter.
Statistisch gesehen führe ich aber wohl einen überdurchschnittlich aufgeräumten Haushalt. Das geht weit darüber hinaus, dass man erkennt, was Wohn-, Schlaf-, Schrank-, Gäste- und Badezimmer sind.
Manchmal bin ich sogar derart penibel, dass ich im Pyjama noch mal aufstehe, um eben die Kissen auf dem Sofa zu sortieren. Ganz einfach, weil es mich am nächsten Morgen sonst ärgern würde.
Geschirr bleibt bei mir selbst an schlechten Tagen nicht über Nacht in der Spüle stehen und der Trockner wird nahezu pathologisch pünktlich ausgeräumt. Aber hin und wieder hapert es dann an anderen Stellen. Dann steht ein Wäschekorb mit ausgemusterten Sachen für ein paar Tage recht dekorativ am obersten Treppenabsatz oder die Gießkanne auf der Treppe. Ein Stapel Manuskripte findet sich dann auf der Kommode und meine Make up-Pinsel, verteilt auf achtundzwanzig Fliesen im Badezimmer.
Letztendlich muss man ja auch nur für alles eine passende Ausrede haben.
Die vertrockneten Blumen auf dem Kamin sind nicht bloß Relikte einer ehemals blühenden Pflanze. Nein. Sie sind ein Reminder daran, alle anderen Töpfe rechtzeitig zu wässern. Ja! Genau so ist das. Zur Not kann ich sie auch als ein Zeichen von Vergänglichkeit allen Lebens deklarieren. Zack! Schon sind ist das braune Gestrüpp aus der Unordentlichkeits-Zone gerückt.

Der Staubsauger im Flur soll mich daran erinnern, dass ich noch das Badezimmer saugen muss und die Wäsche in der Badewanne erinnert mich daran, den Wäschekorb mit den frischen Sachen in den Zimmern zu verteilen. So hat alles, was temporär nicht an richtigem Ort und an richtiger Stelle liegt einen Sinn und Zweck und steht nicht für Entgleisung meiner Sorgfalt. Mir ist also gar keine Unordnung vorzuwerfen. Lediglich ein kreativer Umgang mit der Auslegung von Ordnung an sich.

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