229. Akt
Ich
stehe im Rossmann und setze mich mal wieder mit der Technik
auseinander. Ich möchte für eine Patientin, die mir sehr am Herzen
liegt, ein paar Bilder ausdrucken. Immer, wenn ich ihr Fotos ihrer Lieben auf meinem Handy zeige, dann freut sie sich riesig. Deswegen möchte ich, dass sie sich noch öfter freuen kann, wenn sie die Bilder auf ihrem Nachttisch hat. Das Gerät, an dem ich
normalerweise mit Foto-CD oder Stick tätig werde, ist zum einen von
einer jungen Frau besetzt und zum anderen wartet bereits ein
mittelaltes Pärchen darauf, dort als nächstes seine Fotos zu
bearbeiten. Das Paar steht etwas über einem Meter weit rechts von
mir und ich versuche mich so zu drehen, dass der Bildschirm bei mir
nicht vollständig einzusehen ist. Sind ja allerhand Bilder auf meinem Handy, die mir
das Gerät via Bluetooth da vor die Nase hält.
Ich
konzentriere mich auf die Auswahl der Fotos und ignoriere das
Paar neben mir. Kann es sein, dass die mittlerweile nur noch eine
Armlänge entfernt stehen? Egal, ich bin ja nicht am Bankomat
und gebe irgendwelche Geheimnummern ein.
So
langsam scrolle ich durch die aufleuchtenden Fotos. Oha... das war ne
Party, und dort, da hab ich im Garten geturnt, und nee... Mutti mit
dem Amaretto vorm Fernseher. Hach, ich liebe Fotos.
„Das
waren aber gerade nicht Sie, oder?“
Hä?
Was? Wer? Wie?
Das
Paar steht mittlerweile direkt neben mir und schaut auf den
Bildschirm.
„Na
das gerade eben. In dem schwarzen Kleid. Sind sie das?“ Beide
schauen mich an, als ob ich ihnen den Weg zum nächsten Bäcker
erklären sollte.
„Hallo???
Was soll das? Das sind meine Privatbilder. Die gehen Sie so ziemlich
genau gar nix an.“
Er:
„Wenn man sie doch sehen kann, dann kann man auch mal hinschauen.“
Sie:
„Jetzt regen Sie sich nicht gleich so auf. Waren doch schöne
Fotos. Aber nochmal, waren Sie das gerade in dem schwarzen Kleid? Sie
sehen ja so ganz anders aus.“
Ich
bin fassungslos. Die beiden mustern mich von oben nach unten und sind
sich offenbar einig, dass ich unmöglich die Frau sein kann, die sie
gerade auf dem Foto gesehen haben.
Ich
weigere mich, das Programm fortzusetzen und klicke auf abbrechen.
Dann schalte ich das Bluetooth aus.
Kopfschüttelnd
verlasse ich den Laden, während die beiden Foto-Spanner an ihr
freigewordenes Gerät gehen, um ihre eigenen Abzüge klarzumachen.
Soll
ich nochmal zurück und mir erklären lassen, ob sie das sind dort
mit Tante Else am Kaffeetisch? Vielleicht würde ich ja überrascht
werden und sehe sie in Lack und Leder auf Fotos vom
Gesangsverein-Treff?
Nee,
nee, nee... die Neugierde mancher Menschen macht mich echt
fassungslos. Und dass sie paarweise so auftritt, haut mich echt um.
Liebe Manuela, ich lese mich nun seit ein paar Tagen durch Deinen Blog... Es macht süchtig..intelligent, humorvoll und dabei menschlich..was für eine Entdeckung...Deine Bücher habe ich auf meinen Kindle geladen und 33 Grausamkeiten (I) bereits gelesen... um es kurz zu sagen, Du hast einen neuen Fan.. . meinen Freundinnen und meiner Tochter habe ich sowohl Deinen Blog als auch Deine Bücher an' s Herz gelegt und freue mich nun jeden Tag auf Neues von Dir... Ich wünsche Dir ein zauberhaftes Spätsommerwochenende... Liebe Grüsse
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