Samstag, 3. September 2016

209. Akt 

Lieber Audi-Fahrer von vorhin. Ja. Du hast ein schönes Auto. Und auf schöne Dinge muss man richtig doll aufpassen. Das ist sicher richtig.
Weißt du, am Anfang – also auf den ersten zwei Kilometer durch die Stadt, die ich hinter dir herfahre - muss ich lächeln.
Oh, wie süß. Ein Fahranfänger.“ denke ich. Bestimmt erst achtzehn und in Muttis Auto unterwegs. „Recht hast du Burschi, pass gut auf, und fahre nicht zu schnell. Zu viele Newcomer zerballern sich an der nächsten Eiche. Das kann dir nicht passieren mit 40 in der 60er Zone.“
Aber mein Mutterinstinkt lässt dir auch zurufen: “Nein, die Ampel ist gerade erst grün geworden. Die tut dir nix. Das dauert noch ein bisschen, du musst noch nicht bremsen. Nein! Nicht bremsen! HALLO!!! Die Ampel ist nur noch fünfzig Meter entfernt und leuchtet in floralem Grün. Du kannst durchfahren. Okay, jetzt wird sie gelb. Du hast ja auch lange genug gewartet.“
Aber dann erkenne ich, dass du gut und gerne in meinem Alter bist. Ich sehe auch den Blick, den du mir zuwirfst, als ich auf der zweiten Spur stehe. Ich höre nicht, was du sagst. Aber ein Lippenleser würde vermutlich irgendwas mit dem Wortlaut: „Du überholst mich nicht, du blöde Schlampe. “ erkennen.
Als du beim Umschalten der Ampel vermutlich zum ersten Mal in deinem Leben die vollumfängliche Kraft deines Gaspedals entdeckst, und mich am überholen hinderst, bin ich etwas irritiert.
Okay. Mein Verständnis für deine Fahrweise pendelt sich so in etwa bei minus 10 ein.
Vierhundert Meter weiter hältst du in all deiner Gnade an einem Zebrastreifen an. Das ist nett. Aber dass du die Oma an dem Übergang kurz und kräftig anhupst, weil sie noch mit einer anderen alten Dame spricht und nicht gleich die Füße in die Hand nimmt, finde ich ziemlich unschön.
Du verhältst dich wie ein dämliches Ar*****ch am Steuer und ich kann auch auf der weiteren Strecke nichts erkennen, was mein neugewonnenes Urteil über dich revidiert. Ausgesprochen unschön, was du da tust. Und schon erweitert sich mein gedanklicher Wunschzettel in meinem Kopf um folgende Punkte.
Möge dir, dass nächste mal, wenn du einem anderen Verkehrsteilnehmer dein geistiges Unvermögen und deine Unlust auf faires Verhalten im Straßenverkehr mit einem ausgestreckten Mittelfinger zum Ausdruck bringst, die gerechte Strafe zuteil werden.
Du musst dir gar nichts Schlimmes tun. Vielleicht eine ordentlich zerschrabbelte Felge, wenn du wieder mal einen nicht überholen lässt. Oder etwas Superbenzin in deinem Spießer-Diesel, du Nase. Oder vielleicht der Blick auf deine Frau, wie sie knutschend mit deinem Nachbarn in einem schnittigen Cabrio sitzt, an irgendeiner Ampel.

Auf mehr kann ich nicht hoffen, denn bei Geschwindigkeitskontrollen wirst du garantiert bestenfalls wegen Aufhalten des Straßenverkehrs gerügt. Und dafür gibt es leider keine Strafe, du Honk!      

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