220. Akt
Ich weiß, es wurde schon oft
erwähnt und ist eigentlich jedes Jahr ein zentrales Thema. Alle
haben schon darüber geschrieben. Alle, außer ich. Und nu isses
soweit.
Es geht darum, dass sich
Weihnachtskekse schon jetzt in den Supermarkt-Regalen finden lassen.
Nicht als Reste vom letzten Fest, sondern als Vorboten aufs nächste
„Oh Tannenbaum“. Das fühlt sich in Shorts und T-Shirt schon ein
bisschen komisch an. In der Regel bin ich im Dezember genau so wenig
scharf auf Osterhasen, wie ich im September gerne
Schokoladen-Nikoläusen aus dem Weg gehe.
Lebkuchen mit Schokolade
schmelzen oft beim Sonnenbaden. Und Glühwein schmeckt einfach nicht
zu Gazpacho.
Wenn das so weiter geht, dann
greift das ganze Nahrungsmittel-Durcheinander auf mein komplettes
Leben über. Reifen werden antizyklisch gewechselt, was im Winter
einen ausgesprochen kreativen Fahrstil ergibt - Allrad hin oder her.
Bikinis trage ich beim Skifahren und meine Moonboots am Baggersee.
Sogar mein Verhalten passe ich an. Leute, die mich freundlich grüßen,
blöke ich empfindlich und angezickt an, während ich den
widerwärtigen DHL-Boten im Negligee zu einem Stückchen Kuchen und
einen Becher Eierlikör einlade.
Ins Bett geh ich dann um sechs
in der Früh, und aufgestanden wird kurz nach 24 Uhr (Okay, damit
hätte ich mein Schlafdefizit nach wenigen Tagen raus, aber auch
keine Geschäftskontakte mehr.)
Eigentlich ist doch alles zu
seiner Zeit viel besser, oder? Glühwein und Lebkuchen im Winter, bei
Schnee und zapfiger Kälte oder zumindest grauem Matsch. Und Eiscreme
und alles, was kühlt, bei Temperaturen, bei denen man ohnehin jedes
Kleidungsstück am liebsten abwerfen würde.
Na ja. Obwohl? Dominosteine
gehen eigentlich über´s gesamte Jahr. Also für mich zumindest.
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