316. Akt
Es
ist kurz vor 2017. Das Meiste meiner Arbeit ist erledigt, und in mir
macht sich eine große Leere breit.
Also
jetzt nix von wegen Einsamkeit oder Vorjahreswechsel-Depression.
Nein. Ich habe schlichtweg Hunger.
Die
Kinder sind schon länger abgefrühstückt und so sieht jetzt der
Kühlschrank aus. Dort ein kleines Eckchen Parmesan und hier noch ein
Fitzelchen von der Salami. In der Tür schimmert etwas Buntes. Ach
nee, das sind ja meine Nagellacke. Ich habe mal gehört, dass sie
länger halten, wenn man sie kühl lagert. Blöd nur, dass ich sie im
Kühlschrank dann doch nicht suche, wenn ich sie gerne hätte. Sie
lagern dementsprechend schon länger dort und vermutlich sind sie
nicht mehr benutzbar. Egal. Ich hab Hunger und da helfen mir diverse
Rottöne auch nicht weiter.
Eigentlich
ist so ein leerer Kühlschrank ja ein unfassbar guter Start, wenn man
einen Diätwunsch unter seinen guten Vorsätzen für´s neue Jahr
hat.
Hab
ich aber nicht. Die 90-60-90 haben im Laufe der Zeit an den richtigen
Stellen zugelegt, und ehrlich gesagt, hat in meinem Leben noch keiner
bei einem Casting gesagt „Nu stell dich mal kurz auf die Waage,
Püppi. Wir checken nur schnell, ob du beim Gewicht geschummelt
hast.“
Ich
bin in erster Linie Frau, und Frau achtet jetzt halt mehr auf den
Wohlfühlfaktor als auf ihre Maße. Mir ist lieber, man mag mich, als
man findet mich scharf. Und wer mich nicht mag, bei dem ist mir
ohnehin wurscht, ob mein Schärfegrad angenehm ist.
Aber
zurück zum Kühlschrank.
So
ein leerer Kühlschrank schafft auch Raum. Ja, genau. Raum für den
Prosecco und die Leckereien, die ich bestellt habe und nur noch
abholen muss. Meine kleine Schwester kommt nämlich mit ihren Kindern
und wir feiern morgen gemeinsam ins neue Jahr.
Also
nutze ich die Leere des Kühlgeräts, um ihn mal wieder ordentlich zu
reinigen und mache mich dann auf den Weg. Einkauf für acht Personen.
Und
vorher eine Kleinigkeit für mich. Der Countdown läuft.
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