309. Akt
Oha...
ich wurde von einem Kollegen angeschrieben. Einem Autor, so wie ich.
Einem netten Menschen. So wie ich... also zumindest normalerweise. Er
findet meine Lesungen toll. Prima. Ich sage ja – netter Mensch.
Und
er möchte selbige mit mir gemeinsam veranstalten.
Auf
Anhieb kling das ja gar nicht so verkehrt. Ich mag Kooperationen.
Auch im schriftstellerischen Bereich. Allerdings schreiben wir so
ziemlich genau wie Tag und Nacht. Also völlig ohne Wertung, wer von uns nun Tag oder Nacht ist. Vielmehr unterscheiden wir uns schriftlich wie ein
Mars-Riegel zu einer Bifi, eine Pizza zu einer Schwarzwälder
Sahnetorte oder die Welt am Sonntag zu einem Bildband über gotische
Kirchen.
So
sehr wir bei ein oder drei Glas Weißbier harmonieren, so
unterschiedlich sind wir in unseren Arbeiten. Und ich tue mich eben
schwer mit einem Vortrag über gotische Kirchen.
Allein
bei der Einladung des Publikums wüsste ich nicht, wo man ansetzen
soll. Eine Hälfte würde doch den Saal immer kopfschüttelnd
verlassen. Sehr unbefriedigend. Zumindest für uns Autoren.
Bei
dem Gedanken, dass die Zuhörer meine Art vorzutragen mögen, aber
nix von gotischen Kirchen verstehen, bekomme ich ein flaues Gefühl.
Noch schlimmer ist das Gefühl, dass die Gäste bei seinem Vortrag meiner
Geschichten die Flucht ergreifen. Mein Vorwurf, dass es dann
eindeutig an seiner Vortragsweise gelegen haben muss, würde unsere
freundschaftliche Beziehung nachhaltig negativ beeinflussen.
Letztendlich
kommen wir darauf, dass eine Vermengung unserer Literatur nur in
einem vier-Augen-Talk bei einem Kaffee, Weinchen oder Bier gut
funktioniert.
Dann
allerdings auch so gut, dass wir uns fortwährend kichernd vor den
Kopf ballern. Und das ganz sicher nicht wegen des Alkohols
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