Freitag, 16. Dezember 2016

309. Akt

Oha... ich wurde von einem Kollegen angeschrieben. Einem Autor, so wie ich. Einem netten Menschen. So wie ich... also zumindest normalerweise. Er findet meine Lesungen toll. Prima. Ich sage ja – netter Mensch.
Und er möchte selbige mit mir gemeinsam veranstalten.
Auf Anhieb kling das ja gar nicht so verkehrt. Ich mag Kooperationen. Auch im schriftstellerischen Bereich. Allerdings schreiben wir so ziemlich genau wie Tag und Nacht. Also völlig ohne Wertung, wer von uns nun Tag oder Nacht ist. Vielmehr unterscheiden wir uns schriftlich wie ein Mars-Riegel zu einer Bifi, eine Pizza zu einer Schwarzwälder Sahnetorte oder die Welt am Sonntag zu einem Bildband über gotische Kirchen.
So sehr wir bei ein oder drei Glas Weißbier harmonieren, so unterschiedlich sind wir in unseren Arbeiten. Und ich tue mich eben schwer mit einem Vortrag über gotische Kirchen.
Allein bei der Einladung des Publikums wüsste ich nicht, wo man ansetzen soll. Eine Hälfte würde doch den Saal immer kopfschüttelnd verlassen. Sehr unbefriedigend. Zumindest für uns Autoren.
Bei dem Gedanken, dass die Zuhörer meine Art vorzutragen mögen, aber nix von gotischen Kirchen verstehen, bekomme ich ein flaues Gefühl. Noch schlimmer ist das Gefühl, dass die Gäste bei seinem Vortrag meiner Geschichten die Flucht ergreifen. Mein Vorwurf, dass es dann eindeutig an seiner Vortragsweise gelegen haben muss, würde unsere freundschaftliche Beziehung nachhaltig negativ beeinflussen.
Letztendlich kommen wir darauf, dass eine Vermengung unserer Literatur nur in einem vier-Augen-Talk bei einem Kaffee, Weinchen oder Bier gut funktioniert.

Dann allerdings auch so gut, dass wir uns fortwährend kichernd vor den Kopf ballern. Und das ganz sicher nicht wegen des Alkohols   

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