311. Akt
Na
klasse, ich hätte mir auch beide Hände brechen können. Dann wäre
erst Mal Essig mit Schreiben. Blöd, wenn man gerne und reichlich
schriftlich kommuniziert. Das Berufsbild der Schriftstellerin könnte
man dann ebenfalls leicht getrübt sehen. Es sei denn, man verfügt
über ein ordentliches Schreibprogram, das akustische Aufnahmen
verwurstet. Das habe ich nicht. Aber ich habe ja auch nicht beide
Hände gebrochen.
Stattdessen
habe ich eine satte Kehlkopfentzündung mit fröhlichen Anteilen der
Lunge.
Somit
kann ich theoretisch zwar schreiben. Praktisch ist mein Hirn aber ein
bisschen vernebelt. Und was das Schlimmste ist: Ich soll nicht
sprechen!
Ich!
Soll! Nicht! Sprechen! Aaaaaarghhhhhhhhhh!!!!
Das
ist, als ob man einer entbindenden Frau sagt:“Nu hör mal auf mit
der Hechelei!“
Wie
soll ich der Frau an der Kasse erklären, dass der Salat schon welk
ist und die Kartoffeln bereits Blüten kriegen?
Und
dem Mann mit dem fragenden Blick? Der bestimmt nichts anderes wissen
will, als den Weg zu S-Bahn-Station? Oder was mache ich, wenn meine
Mutter jetzt anruft? Ich kann mich doch gar nicht wehren?
Wenn
sie spitz kriegt, dass ich nix sagen kann oder soll, werden mir alle
Verfehlungen meiner Teenager-Zeit auf´s Butterbrot geschmiert. Dann
brauche ich nicht nur Antibiotika, sondern einen nervenstarken
Therapeuten.
Siedendheiß
fällt mir ein, dass ich heute noch den Chef einer PR &
Management-Agentur anrufen soll. Das wäre unser erstes Telefonat und
ich klinge wie Bambi auf Valium. Nee, das geht nicht. Gibt ja gleich
ein völlig falsches Bild. Ich entscheide, ihm erst noch mal eine
Mail, bzw. WhatsApp zu schicken. Sonst erwartet er später mal in der
Zusammenarbeit einen sanften Hauch und keinen Tornado. Das wäre ein
Schreck.
Nicht
zu reden ist für mich ein bisschen wie nackig durch die Innenstadt
zu laufen. Meine Worte, meine Stimme sind mein Schild. Also in der
Regel. Und nun laufe ich schilderfrei herum und kann nur nett
grinsen. Mist!
Nun
denn, dann geh ich jetzt ins Bett. Dann sollen alle halt mal die
ungewohnte Ruhe genießen. Sobald ich wieder fit bin, wird man es
hören.
Ganz
sicher.
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