300. Akt
Yeah!!!
Catwalk-time again!! Das heißt, ich lauf mal wieder eine Modenschau.
Mit dabei, meine Freundin Romy und einige andere tolle Frauen.
Veranstalterin ist Hosana Charmite. Brasilianerin, Mutter und tolle
Frau mit mehr Feuer im Hintern, als global zum Jahreswechsel in den
Himmel geschossen wird. Ein Arbeitstier, das keine großen Worte für
kleine Taten schwingt.
Hundertmal
habe ich von Frauen gehört, die damit überfordert sind, montags zum
Friseur, mittwochs zur Maniküre und freitags zum Flachlegen des
Tennislehrers anzutreten.
Hier
ist das anders. Hosana steht mit staubigen Händen und einem breiten
Lächeln in ihrem Laden, der das Schmuckstück der Innenstadt werden
wird.
Als
sie mich vor ein paar Tagen fragt, ob ich bei ihrer Show mitlaufe, zögere ich
keine Sekunde. (Ich muss gestehen, dass ich anfangs dachte, es wäre
eine kleine niedliche Boutique am Stadtrand. Es war mir egal.) Ich
sehe die Möglichkeit sie zu unterstützen, und da muss sie mich
nicht zweimal fragen. Als ich dann mitbekomme, was meine Freundin auf
die Beine gestellt hat, haut es mich förmlich um. Nix, kleine
Schnickschnack-Boutique mit zwei gestressten Halbtagsverkäuferinnen.
Stattdessen Mode, Beauty, Haare, Café und gute Laune auf drei
Ebenen. Ich kriege mich überhaupt nicht mehr ein. Menschen, die mich
nicht kennen, würden meine Reaktion als sanft hysterisch
beschreiben. Aber das ist so nicht richtig. Ich bin schlichtweg zum
Umfallen begeistert. Über alles. Die Klamotten, das Ambiente,
einfach alles. Bei der Anprobe kaufe ich ihr – trotz selbst
auferlegter pre-Weihnachts-Einkaufssperre - gleich eines der
vorzuführenden Kleider aus der Hand.
Bei
der Show sind wir zu elft. Plus drei bezaubernde brasilianische
Kinder und Romys süßer Tochter Sarah.
Die Räume sind rappelvoll. Alle wollen dabei sein.
Wir
laufen von oben durch das Treppenhaus und rauschen nach dem
Kleiderwechsel von unten mit dem Lift wieder hoch, um dann erneut
vor´s Publikum zu treten. Die ganze, lang angekündigte
Choreographie weicht einem geschmeidigen non-Choreo-Walk. Aber wir
haben Spaß.
Der Lift kommt nicht? Wurscht! Wir haben Spaß.
Der
Reißverschluss vom Dirndl entschließt sich in die falsche Richtung
zu öffnen? Macht nix. Wir haben Spaß!
Zusätzlich wirbelt mein
Kumpel Chriz Bauer in der Küche, um Platten mit Häppchen zu
richten, die in Optik, Geschmack und Sinnlichkeit, das gesamte
Sexleben einer mittleren Kleinstadt ersetzen können. Der Titel
seines Unternehmens heißt „Fashion on a plate“. Meines Erachtens ein klares Understatement. Nach gefühlten
drei Tabletts von Lachtartar-Röllchen und mit Trüffeln dekorierten
kleinen Kunstwerken, bin ich froh, ihm nicht so oft zu verfallen. Ich
müsste jede Saison meine Kleidergröße wechseln. Immer aufwärts.
Mit einem trüffeligem Grinsen im Gesicht.
Als
wir beim letzten Walk alle als Bräute unten stehen bleiben, um die
Designerin und Store-Chefin Hosana Charmite zu feiern, kommt sie mit
Tränen in den Augen zu uns und ist stolz, dankbar und bewegt.
Und
auch ich könnte platzen vor Stolz. Diese Frau hat ohne zu nörgeln,
zu jammern oder große Ankündigungen zu machen, meinen neuen
Lieblingsladen aus dem Boden gestampft.
Ich
ziehe mich wieder um und verschwinde mit einem weiteren Tablett mit
kulinarischen Verführungen in der Speisekammer. Mann, mann, mann...
Während ich mir Häppchen um Häppchen reinpfeife, wird mir wieder
bewusst, was für großartige Dinge ich erleben darf. Und dann finde
ich auch noch eine Flasche Bellini im Eck. Hach, das Leben kann
einfach schön sein.
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