Sonntag, 25. Dezember 2016

313. Akt

Tja, da hab ich doch ausnahmsweise an alles gedacht.
Die Läden haben zu, überall ist schon längst Ruhe eingekehrt, und ich fühle mich rundum versorgt. Nix hab ich vergessen. Sogar an die ABC-Pflaster, Thermacare Bandagen und Aspirin habe ich gedacht. Prima!
Dieses Mal gibt es keinen Panikausbruch um fünf nach Ladenschluss, weil ich irgendein Geschenk, Medikamente, Kartoffeln zum Essen oder Karten für die Nachbarn vergessen habe. Ich fühle mich wie Supergirl. Wobei das Kartenschreiben in diesem Jahr stressbedingt ohnehin völlig ausfiel.
Der Baum leuchtet und die Kugeln bleiben sogar dran. Die Kinder haben sich irgendwann abgewöhnt, sie einfach nur passend auf die Zweige zu legen oder vom Sofa aus zu werfen. Ja ja... sie werden erwachsen.
Tochterkind legt gerade wert auf romantische Stimmung und schaltet Weihnachtsmusik über ihren iPad. Allerdings konterkariert sie das Ganze hartnäckig, indem sie eigene Textstellen an die jeweiligen Lieder anpasst.
In der Regel merkt man es kaum, denn sie singt wirklich gut.
Dass es bald wieder Zeit wird etwas zu Essen zuzubereiten merke ich, als sie statt „all I want for christmas is yoooooooooooouuuuuuuuu“ zu singen,
all I want for christmas is foooooooooood!“ trällert. Ja, so kann man auch sagen, dass man Hunger hat.
Später, sitze ich erheitert von Muttis Eierlikör (sie braut das Zeug bei Gelegenheit selber) auf dem Sofa und irgendwas stört mich. Es tickt.
Keine Ahnung, wo das herkommt. Ich schalte alles aus, was mich bei der Aufspürung des Tickens stören kann.
Es kommt eindeutig aus Richtung Weihnachtsbaum. Sollte ich dort noch ein Geschenk übersehen haben? Einen Wecker zum Beispiel, den ich sofort entsorgen müsste, da ich Ticken nicht lange ertrage?
Es dauert ein Minütchen, bevor ich drauf komme. Das ist vermutlich diesem genialen Eierlikör geschuldet (Danke Mutti).
Es ist die Zeitschaltuhr am Tannenbaum. Ich habe sie zwischengeschaltet, damit ich nicht ständig unter die Zweige kriechen muss, um zu illuminieren oder zu verdunkeln. Was nun? Das Wohnzimmer verlassen, weil ich das Ticken nicht aushalte, aber der Baum so schön leuchtet? Oder die Stecker ziehen und total unromantisch neben den Kugeln sitzen?
Mann, mann, mann... heute dauert das Denken aber lange (was ist in dem Gebräu denn alles drin???)
Dann fällt es mir ein. Irgendwo im Keller gibt es noch die Verlängerungsschnur mit Schalter. Ich laufe los, suche und finde. Die Zeitschaltuhr wird den Rest der Feiertage nicht miterleben und ich muss nicht unter dem Baum rumturnen, um ihn anzuschalten. Hach, ich liebe fixe Lösungen. Und dann fällt mir ein, dass ich so ungerne Reste hinterlasse und entsorge die Flasche (der war echt klasse, Mutti) im Altglas.

Prost und frohe Restweihnachten noch an alle.            

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