313. Akt
Tja,
da hab ich doch ausnahmsweise an alles gedacht.
Die
Läden haben zu, überall ist schon längst Ruhe eingekehrt, und ich
fühle mich rundum versorgt. Nix hab ich vergessen. Sogar an die
ABC-Pflaster, Thermacare Bandagen und Aspirin habe ich gedacht.
Prima!
Dieses
Mal gibt es keinen Panikausbruch um fünf nach Ladenschluss, weil ich
irgendein Geschenk, Medikamente, Kartoffeln zum Essen oder Karten für
die Nachbarn vergessen habe. Ich fühle mich wie Supergirl. Wobei das
Kartenschreiben in diesem Jahr stressbedingt ohnehin völlig ausfiel.
Der
Baum leuchtet und die Kugeln bleiben sogar dran. Die Kinder haben
sich irgendwann abgewöhnt, sie einfach nur passend auf die Zweige zu
legen oder vom Sofa aus zu werfen. Ja ja... sie werden erwachsen.
Tochterkind
legt gerade wert auf romantische Stimmung und schaltet
Weihnachtsmusik über ihren iPad. Allerdings konterkariert sie das
Ganze hartnäckig, indem sie eigene Textstellen an die jeweiligen
Lieder anpasst.
In
der Regel merkt man es kaum, denn sie singt wirklich gut.
Dass
es bald wieder Zeit wird etwas zu Essen zuzubereiten merke ich, als
sie statt „all I want for christmas is yoooooooooooouuuuuuuuu“ zu
singen,
„all
I want for christmas is foooooooooood!“ trällert. Ja, so kann man
auch sagen, dass man Hunger hat.
Später,
sitze ich erheitert von Muttis Eierlikör (sie braut das Zeug bei
Gelegenheit selber) auf dem Sofa und irgendwas stört mich. Es tickt.
Keine
Ahnung, wo das herkommt. Ich schalte alles aus, was mich bei der
Aufspürung des Tickens stören kann.
Es
kommt eindeutig aus Richtung Weihnachtsbaum. Sollte ich dort noch ein
Geschenk übersehen haben? Einen Wecker zum Beispiel, den ich sofort
entsorgen müsste, da ich Ticken nicht lange ertrage?
Es
dauert ein Minütchen, bevor ich drauf komme. Das ist vermutlich
diesem genialen Eierlikör geschuldet (Danke Mutti).
Es
ist die Zeitschaltuhr am Tannenbaum. Ich habe sie zwischengeschaltet,
damit ich nicht ständig unter die Zweige kriechen muss, um zu
illuminieren oder zu verdunkeln. Was nun? Das Wohnzimmer verlassen,
weil ich das Ticken nicht aushalte, aber der Baum so schön leuchtet?
Oder die Stecker ziehen und total unromantisch neben den Kugeln
sitzen?
Mann,
mann, mann... heute dauert das Denken aber lange (was ist in dem
Gebräu denn alles drin???)
Dann
fällt es mir ein. Irgendwo im Keller gibt es noch die
Verlängerungsschnur mit Schalter. Ich laufe los, suche und finde.
Die Zeitschaltuhr wird den Rest der Feiertage nicht miterleben und
ich muss nicht unter dem Baum rumturnen, um ihn anzuschalten. Hach,
ich liebe fixe Lösungen. Und dann fällt mir ein, dass ich so
ungerne Reste hinterlasse und entsorge die Flasche (der war echt klasse,
Mutti) im Altglas.
Prost und frohe
Restweihnachten noch an alle.
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