Mittwoch, 7. Dezember 2016

302. Akt

Manche Dinge macht man sich durch übermäßigen und unkontrollierten Genuss selbst kaputt. Ich meine jetzt nicht das unkontrollierte Verspeisen von Dominosteinen nach 22 Uhr. Damit kann ich leben. Es ist vielmehr das Schockverlieben in Lieder. Musikstücke die es schaffen, mir auf Anhieb, manchmal nur kurzfristig, und manchmal über Monate hinweg, den Teppich unter den Füßen fortzuziehen. Zum Tanzen, Chillen oder einfach nur aus dem Fenster Grinsen. Und dann passiert es wieder. Ich kriege es einfach nicht in den Griff, und an eine angemessene Dosierung ist überhaupt nicht zu denken.
Ich höre Lieder, die ich mag, quasi bis zum Erbrechen. Es gibt was Neues, Wiederentdecktes oder Empfohlenes in der Musik? Schon läuft es bei mir in Dauerschleife. Erst kürzlich wieder geschehen mit dem armen Bruno Mars. Sein 24 K Magic wird mein Einpeitscher-Lied für alles. Ich wache damit auf und schlafe damit ein. Zelebriere dazu meinen Staubwischtanz quer durchs Wohnzimmer und koche für die Kinder. Wo andere sich verbotene Substanzen durch die Nase ziehen, brauche ich nix als ordentliche Kopfhörer und das Lied meiner Wahl.Vor allem bei Lesungen höre ich den Song in voller Lautstärke über Kopfhörer, bevor ich mich in meinem roten Fummel hinter mein rotes Buch setze. Da ist es auch völlig wurscht, ob ich vorher noch hustend am Boden krieche und eine Stunde später mit 39, 3 Grad über meiner Pizza in den Käse hechle. Die richtige Musik bringt mich auf den Punkt in Stimmung. Und dann kommt der Morgen, an dem man aufwacht und pulsmäßig tut sich nichts mehr. Weder bei den ersten Tönen noch beim Refrain. Alles klingt schal. Die Liebe ist verblasst. Pharrell Williams hatte das selbe Problem mit mir, als es um seinen Song „Happy“ ging. Anfangs habe ich dabei Bestzeiten auf meinem Laufband erzielt und nach einigen Wochen zog noch nicht mal mehr der Tee richtig durch, wenn das Lied lief.
Ich kann halt nicht haushalten. Noch nicht mal beim Konsum von Musik.

Glücklicherweise haben die Produzenten immer wieder frische Ideen. Und mein untergeordnetes Langzeitgedächtnis tut sein übriges. Nach ein paar Jahren tauchen die Stücke nämlich als Oldies wieder aus der Versenkung auf. Und dann habe ich wieder Freude dran. So zum Beispiel mit dem Lied „It´s magic“ von den Fenders. Im Moment wuschelt mich das einfach herrlich auf. Und ich habe mir fest vorgenommen, es nicht wieder bis zur Übersättigung zu hören. Obwohl? Ein-, zweimal geht sicher noch.     

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