302. Akt
Manche
Dinge macht man sich durch übermäßigen und unkontrollierten Genuss
selbst kaputt. Ich meine jetzt nicht das unkontrollierte Verspeisen
von Dominosteinen nach 22 Uhr. Damit kann ich leben. Es ist vielmehr
das Schockverlieben in Lieder. Musikstücke die es schaffen, mir auf
Anhieb, manchmal nur kurzfristig, und manchmal über Monate hinweg,
den Teppich unter den Füßen fortzuziehen. Zum Tanzen, Chillen oder einfach nur aus dem Fenster Grinsen. Und dann passiert es wieder. Ich
kriege es einfach nicht in den Griff, und an eine angemessene
Dosierung ist überhaupt nicht zu denken.
Ich
höre Lieder, die ich mag, quasi bis zum Erbrechen. Es gibt was
Neues, Wiederentdecktes oder Empfohlenes in der Musik? Schon läuft
es bei mir in Dauerschleife. Erst kürzlich wieder geschehen mit dem
armen Bruno Mars. Sein 24 K Magic wird mein Einpeitscher-Lied für
alles. Ich wache damit auf und schlafe damit ein. Zelebriere dazu meinen
Staubwischtanz quer durchs Wohnzimmer und koche für die Kinder. Wo andere sich verbotene Substanzen durch die Nase ziehen,
brauche ich nix als ordentliche Kopfhörer und das Lied meiner
Wahl.Vor allem bei Lesungen höre ich den Song in voller Lautstärke
über Kopfhörer, bevor ich mich in meinem roten Fummel
hinter mein rotes Buch setze. Da ist es auch völlig wurscht,
ob ich vorher noch hustend am Boden krieche und eine Stunde später
mit 39, 3 Grad über meiner Pizza in den Käse hechle. Die richtige
Musik bringt mich auf den Punkt in Stimmung. Und dann kommt der
Morgen, an dem man aufwacht und pulsmäßig tut sich nichts mehr.
Weder bei den ersten Tönen noch beim Refrain. Alles klingt schal. Die Liebe ist verblasst. Pharrell Williams
hatte das selbe Problem mit mir, als es um seinen Song „Happy“
ging. Anfangs habe ich dabei Bestzeiten auf meinem Laufband erzielt
und nach einigen Wochen zog noch nicht mal mehr der Tee richtig
durch, wenn das Lied lief.
Ich
kann halt nicht haushalten. Noch nicht mal beim Konsum von Musik.
Glücklicherweise
haben die Produzenten immer wieder frische Ideen. Und mein
untergeordnetes Langzeitgedächtnis tut sein übriges. Nach ein paar
Jahren tauchen die Stücke nämlich als Oldies wieder aus der
Versenkung auf. Und dann habe ich wieder Freude dran. So zum Beispiel mit
dem Lied „It´s magic“ von den Fenders. Im Moment wuschelt mich
das einfach herrlich auf. Und ich habe mir fest vorgenommen, es nicht
wieder bis zur Übersättigung zu hören. Obwohl? Ein-, zweimal geht sicher noch.
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