Donnerstag, 29. Dezember 2016

315. Akt 

Aaaaarghhhh... und da war wieder einer. Wieder einer, der genau weiß, wie man die Welt retten kann. Beziehungsweise retten muss.
Oder vielmehr, wie ich es könnte.
Dieses Mal soll ich auf die Silvester-Böllerei verzichten. Abgesehen davon, dass es die Haustiere erschreckt (Ich gebe zu, die brauchen in der Nacht echt gute Nerven), könnte ich das Geld ja spenden.
Aha“, sag ich, „Wie viel spendest du denn dann so an Silvester?“
Ich? Nichts. Aber ich böller ja auch nicht.“
Tja, da werd mal einer schlau aus der Logik. Wenn ich böllern will, dann soll ich stattdessen spenden. Aber, wenn ich nicht böllern will, dann darf ich drauf schimpfen und maßregeln? Sehr eigenartige Regelung.
Ähnlich verhält es sich generell bei Einstellungen zu Dingen, die andere Menschen tun.
Mir wurde schon mehrfach vorgeworfen, dass es zwar ganz nett ist, dass ich Zeit in die Hospizhilfe investiere, aber dass es dann doch recht lausig ist, dass ich nix oder wenig für die Kinder/Tiere/Umwelt/Denkmäler oder was auch immer täte.
Abgesehen davon, dass ich mich frage, woher die betreffenden Personen das so genau wissen wollen, ist die Antwort auf die Gegenfrage meistens recht ernüchternd.
Du könntest wirklich mal was für einen karitativen Zweck tun. Und nicht nur auf Glamour-Parties abhängen.“
Hä?“
Ja. Was Ehrenamtliches. Was von Bedeutung.“
Hä?“
Das sollten wir alle tun. Eigentlich.“
Ich verbringe im Jahr zig- bis hunderte Stunden im Pflegeheim. Ehrenamtlich. Glamour-Parties sind spärlich gesät und gehören – außer zum Spaß - auch zu meinem Job.“
Ja. Schon gehört. Aber reicht dir das?“
Ja. Langt! Und was machst du?“
Ich würde ja auch ganz gerne, aber leider habe ich kaum Zeit. Weißt ja. Ehefrau, Kinder, Tennis, Fußball und dann mein Job in der Bank.“
Hä? Ich habe zwei Jobs, ein Haus, Kinder und seit mehr als zwanzig Jahren ein Ehrenamt. Und so, wie alle anderen nur vierundzwanzig Stunden am Tag ?!?!“
Ja, trotzdem...“
Ich fass es nicht. Manche können echt nur anderen beibringen, was sie selbst nicht auf die Reihe bringen.
So. Ganz ehrlich. Es ist mir wurscht! Bei uns wird geböllert. Nicht viel und keine mehrstündige Illuminierung des örtlichen Nachthimmels, aber dennoch und mit Freude. Seit ein paar Jahren bekommen die Kinder einen kleinen Etat für den Knallkram und feuern es auch – so, wie ich in dem Alter – mit Spaß und Begeisterung ab, während meine kleine Schwester und ich den nächsten Prosecco öffnen.

Prost und guten Rutsch. Egal, ob´s knallt oder nicht.     

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