315. Akt
Aaaaarghhhh...
und da war wieder einer. Wieder einer, der genau weiß, wie man die
Welt retten kann. Beziehungsweise retten muss.
Oder
vielmehr, wie ich es könnte.
Dieses
Mal soll ich auf die Silvester-Böllerei verzichten. Abgesehen davon,
dass es die Haustiere erschreckt (Ich gebe zu, die brauchen in der
Nacht echt gute Nerven), könnte ich das Geld ja spenden.
„Aha“,
sag ich, „Wie viel spendest du denn dann so an Silvester?“
„Ich?
Nichts. Aber ich böller ja auch nicht.“
Tja,
da werd mal einer schlau aus der Logik. Wenn ich böllern will, dann
soll ich stattdessen spenden. Aber, wenn ich nicht böllern will,
dann darf ich drauf schimpfen und maßregeln? Sehr eigenartige
Regelung.
Ähnlich
verhält es sich generell bei Einstellungen zu Dingen, die andere
Menschen tun.
Mir
wurde schon mehrfach vorgeworfen, dass es zwar ganz nett ist, dass
ich Zeit in die Hospizhilfe investiere, aber dass es dann doch recht
lausig ist, dass ich nix oder wenig für die
Kinder/Tiere/Umwelt/Denkmäler oder was auch immer täte.
Abgesehen
davon, dass ich mich frage, woher die betreffenden Personen das so
genau wissen wollen, ist die Antwort auf die Gegenfrage meistens recht
ernüchternd.
„Du
könntest wirklich mal was für einen karitativen Zweck tun. Und
nicht nur auf Glamour-Parties abhängen.“
„Hä?“
„Ja.
Was Ehrenamtliches. Was von Bedeutung.“
„Hä?“
„Das
sollten wir alle tun. Eigentlich.“
„Ich
verbringe im Jahr zig- bis hunderte Stunden im Pflegeheim.
Ehrenamtlich. Glamour-Parties sind spärlich gesät und gehören –
außer zum Spaß - auch zu meinem Job.“
„Ja.
Schon gehört. Aber reicht dir das?“
„Ja.
Langt! Und was machst du?“
„Ich
würde ja auch ganz gerne, aber leider habe ich kaum Zeit. Weißt ja.
Ehefrau, Kinder, Tennis, Fußball und dann mein Job in der Bank.“
„Hä?
Ich habe zwei Jobs, ein Haus, Kinder und seit mehr als zwanzig Jahren
ein Ehrenamt. Und so, wie alle anderen nur vierundzwanzig Stunden am
Tag ?!?!“
„Ja,
trotzdem...“
Ich
fass es nicht. Manche können echt nur anderen beibringen, was sie
selbst nicht auf die Reihe bringen.
So.
Ganz ehrlich. Es ist mir wurscht! Bei uns wird geböllert. Nicht viel
und keine mehrstündige Illuminierung des örtlichen Nachthimmels,
aber dennoch und mit Freude. Seit ein paar Jahren bekommen die Kinder
einen kleinen Etat für den Knallkram und feuern es auch – so, wie
ich in dem Alter – mit Spaß und Begeisterung ab, während meine
kleine Schwester und ich den nächsten Prosecco öffnen.
Prost
und guten Rutsch. Egal, ob´s knallt oder nicht.
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