Montag, 15. Februar 2016

1. Akt

Tja... seit fünfeinhalb Jahren wohnen wir nun in diesem schönen, kleinen Haus vor den Toren Münchens. Mein Traumhaus. Zwei Geschosse, Holzterrasse, spießiger weißer Gartenzaun. Ich liebe es.
Dass wir vor gut viereinhalb Jahren diese eigenartigen Risse in den Wänden gesehen haben, hat uns nicht weiter beunruhigt. Setzrisse. So was passiert. Völlig normal. Wird in ein, zwei Jahren überstrichen und gut ist.
Nun denn. Gemeldet hatten wir es der Bauleitung aber trotzdem gleich. Sicher ist sicher. Das Haus war ja schließlich nagelneu und man ist ja auch stolz drauf. Und ein bisschen besorgt ist man auch.
Menschen kamen, schauten, sagten Dinge wie: „Nicht schlimm, das beobachten wir ein bisschen und dann nehmen wir die Dinge in die Hand.“ und gingen wieder.
Zwei weitere Jahre später wurden dann sogenannte Rissmonitore an die heftigsten Risse geklebt, denn mittlerweile bröselte der Putz bisweilen schon hörbar auf das Sidebord im Schlafzimmer und wir konnten uns die Risse weder als dekorativ schönreden, noch mit Bildern verhängen. Zu viele Bilder machen so einen Raum dann doch etwas unwohnlich. Die Rissmonitore fotografierte ich dann im zwei-Wochen-Takt ab und schickte die Bilder an die Baufirma.
Dort kamen sie auch an und man (also die Baufirma und wir, die Bewohner des Hauses) waren uns einig, dass sich nur noch wenig tut. Die Risse bröselten leiser.
Aber es kamen auch welche hinzu.
Da uns langsam die Zeit davonlief und wir angesichts der eigenartigen Muster in der Wand dann zunehmend verstört wurden, riefen wir einen Gutachter zu Hilfe. Ein sehr netter Mensch. Super kompetent. Pünktlich. Qualifiziert. 
Und exorbitant teuer. Aber was soll´s. Es ging ja nicht um einen neuen Rasenmäher, sondern um ein Haus.
Die Statik wurde begutachtet, Materialien geprüft, vermessen, markiert und protokolliert.
Ergebnis: Keine Setzrisse, sondern Spannung vom Dach. Vermutlich.
Ich glaube, ich habe noch kein „Vermutlich“ so teuer bezahlt, wie das „Vermutlich“ vom Gutachter.

Nun denn. Das Gutachten wurde weitergegeben und man kam zum Schluss "Das etwas passieren muss!" 
Da wir zeitlich aus der Gewährleistungsfrist zu rutschen drohten, musste noch das ein oder andere Schreiben geschickt und festgenagelt werden und so schafften wir uns zeitlich ein wenig Raum. Für diesen, und nicht nur diesen Zweck, war es von Vorteil, den Anwalt gleich in der Familie zu haben. 
Und dann harrten wir den Dingen, die schon wenige Wochen später kommen sollten... 

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