Montag, 15. Februar 2016

3. Akt

… Es kam der Gutachter. Genauer gesagt, es kamen gleich zwei. Die wenigen im Zimmer anwesenden Möbel standen immer noch weitgehend in der Raummitte, und nur die wieder zurückgebrachten Matratzen verrieten, dass die Zimmer bewohnt waren. Wobei „bewohnt“ so gar nicht das passende Wort war. Beschlafen war besser. Denn wohnen taten die Kinder und ich dort, wo sich der Rest der Möbel befand. Im Erdgeschoss und im Keller. Die Verwunderung war groß, dass sich die Risse nur im ersten Stock befanden. Im Erdgeschoss aber nicht. Das sprach eigentlich gegen den klassischen Setzriss. Noch größer war aber die Verwunderung über die Reaktion der Wände auf Berührung. Anfassen. Nachgeben. Bröseln.

Der „Ernst der Lage“ offenbarte sich, als dem größeren der beiden Gutachter die Mess-Schablone herabfiel. An der Wand. Hinter den Putz. Bis auf den Boden. Er schüttelte mit dem Kopf und musste zugeben, dass er so etwas auch noch nicht erlebt habe. Sein Kollege, der extra Werkzeug aus dem Auto geholt hatte, um Proben vom bindungsunwilligen Putz zu nehmen, verzichtete auf Hammer und Meißel und brach sich die gewünschten Materialstücke völlig entspannt von der Wand. Es wurde protokolliert, aufgeschrieben, auf Diktiergeräte gesprochen und notiert. Dann gingen sie wieder fort. Die beiden Gutachter. Gemeinsam mit der Bauleitung. Alle drei ein bisschen irritiert über die Risse, die mittlerweile zu großen Löchern geworden sind. Und ließen mich zurück. Mit freier Aussicht auf mattrote Ziegel und dem Hinweis, dass bald eine Putzerkolonne anrücken sollte, die den gesamten(!) losen Putz im Obergeschoss abschlagen sollte. Dann müsse natürlich neu verputzt werden. Nun gut. Alles wird schon. Dachte ich . Ich irrte....

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