8. Akt
...wie gesagt, Horst ist pünktlich. Er
kommt mit seiner Leiter, seiner Brille und erstmals mit einem
Lächeln. Bis er mich sieht. Es verbleiben also noch Leiter und
Brille. Ich frage freundlich(?), ob denn heute noch Putz abgeschlagen
wird. Horst sagt „Nein“.
Ich sage „Ja!“. Horst meint, ab
jetzt würde nur noch verputzt werden. Ich meine, dass Horst sich
irrt.
Es tut mir leid, dass es immer ihn
trifft, aber die anderen sind ja noch nicht da. Sonst hätte ich
meine Stimmung auf alle Vier verteilt. Auf dem Weg nach oben sieht er den Lippenstiftfleck an der Wand. Sieht ein bisschen aus wie
Blut. „Passt!“ denke ich. Horst sagt nix. Oben angekommen zeige
ich ihm die neue Kreuz-in-Kreis-Wanddeko. Er fragt, wer denn die
Löcher in die Wand gemacht habe. Ich sage „Ich!“.
Dann gehen wir gemeinsam von Kokosnuss
zu Kokosnuss. Horst gibt mir ein klitzekleines bisschen recht.
Vielleicht, weil er den hohlen Ton auch hört, vielleicht, weil er
den Schraubenzieher noch in meiner Nähe vermutet. Egal.
Er versucht mir zu erklären, dass die
hohlen Stellen in der Wand vermutlich nur winzig klein seien. Dann
denkt er wohl wieder an den Schraubenzieher. Und dass die Löcher in
der Wand nicht von großer Ausgeglichenheit oder zartem Umgang mit
dem Werkzeug zeugen. Er verspricht mir, alle Wände noch einmal zu
überprüfen. „Schön!“ sage ich „Besser ist`s!“.
An der Tür klingelt es. Ich gehe
hinunter und lasse Bernhard, Mustafa und Dimitrij rein. Sie sagen
„Guten Morgen“. Ich sage:“Horst will mit euch reden!“
Sie wissen, wen ich meine, auch wenn
der arme Kerl da oben vermutlich nicht Horst heißt.
Jetzt höre ich sie arbeiten.
Hammer und Meißel. Ja. Runter mit dem Zeug! Und Kaffee gibt es erst
wieder, wenn garantiert keine Kokosnüsse mehr im Haus sind.
Der
Schraubenzieher liegt neben meinem Computer. Wenn sie nachher
abzischen, werde ich wieder hochgehen. Ich werde klopfen und horchen.
Und dann werde ich warten. Morgen kommen sie wieder. Und ich auch.
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