7. Akt
Horst ist pünktlich. Und ich auch. Und
ich bin in Stimmung! Den Schraubenzieher, mit dem ich gestern Abend
Löcher in die Wand gerammt habe, hab ich ebenso wieder verstaut, wie
den Edding, mit dem ich Kreise gezogen habe. Kreise mit großem,
schwarzen Kreuz drin.
Nachdem mich mein Hammer und
Meißel-Team gestern staubig und sanft hoffend zurückließ, kam ich
ins Nachdenken. Waren da nicht auffallend große, noch verputzte
Stellen in Bereichen der Wand, wo das Arbeiten weniger Spaß
bereitete??
Wieso war da noch ein völlig
unbemeißelter Riss im Treppenhaus? Dort, wo das Gerüst nicht
hinreichte? Eine ganze Wand im Schlafzimmer war geradezu
jungfräulich unberührt von Putzerhand. Die Hoffnung löste sich
langsam im grauen Staub auf.
Ich begann erst zaghaft, dann zunehmen
unfröhlich die Wände abzuklopfen.
Was ich bisher gelernt hatte war
deutlich. Klingt die Wand nach Wand - alles okay. Klingt sie nach
Kokosnuss - nicht okay.
Mit jeder Kokosnuss, die ich fand,
wuchs meine Lust Horst, Bernhard, Mustafa und Dimitrij ganz böse
Dinge anzutun. So böse, dass ich ihr Ende noch nicht einmal für eines meiner Bücher hätte verwenden können. Bei jeder Kokosnuss malte ich nun mit einem dicken,
schwarzen Stift einen Kreis mit einem großen Kreuz.
An die Wand zwei Meter oberhalb des
Gerüstes im Flur warf ich, mangels Armlänge einen Lippenstift. Wenn ich
dort Überlebende zurücklasse, werde ich der Firma das Teil in Rechnung stellen. Jeder Fleck, der noch
zu bearbeiten war, wurde nun markiert. Edding oder Lippenstift.
Scheißegal! Und weil ich schon in Stimmung war, holte ich mir den
größten Schraubenzieher, den ich finden konnte.
Jetzt war Kokosnuss-Öffnungszeit!
In jede meiner Markierungen rammte ich
ein Loch in den bröselnden Putz. Ja ja... die Jungs sollten ruhig
erkennen, dass ich von ihrer Arbeit nicht ganz so begeistert war.
Aber das war gestern.
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