Sonntag, 30. April 2017

351. Akt

Ich hänge an der Nadel....
Ich habe mir Stoff gekauft. Gerade noch rechtzeitig. Und für alle, die jetzt hyperventilieren und laut aufschreien „Ich habe es mir gedacht. So völlig normal kann sie nicht sein.“, hier zur Ernüchterung - Es handelt sich um drei mal zweieinhalb Meter feinster Wildseide in apricot, hellblau und bronze.
Es ist nämlich an der Zeit für ein paar Stress-Dirndl.
Die Abizeit steht an und während Tochterkind noch recht lässig durchs Haus hüpft, komme ich schon wieder auf Puls.
Vor zwei Jahren war es schon mal so weit. Als Kind 1.0 ins Abi ging, baute ich mein ultimatives Entspannungsgerät auf. Meine Singer Nähmaschine.
Schon zwischen schriftlichen und mündlichen Prüfungen, hatte ich ein Dirndl und ein Abendkleid fertig. Nix entspannt mich so sehr, wie der Klang meiner Schneiderschere in Stoff, oder das hämmern meiner Nadel.
Sobald das Abi-Kind das Haus verlässt, koche ich dann eine große Kanne Kaffee, beginne mit dem Zuschnitt und „lass sie keinen Blackout haben“-Mantras.
Mit dem Mathe-Abi fängt es in der kommenden Woche an. Ich suche mir für dieses Fach den beruhigenden Blauton. In den Stunden bis ich am Gesicht ablesen kann, wie es gelaufen ist, wird genäht, als gäb es kein Morgen. Mein eigenes Mathe-Abi war einfach. Ich konnte NICHTS! Dementsprechend musste ich nicht vor einem Blackout oder schwierigen Fragen Angst haben. Selbst an den leichtesten Aufgaben würde ich schon an der ersten Ableitung verkehrt abbiegen, das war mir klar. Aber ich wusste, wie man sich auf die nötige Punktzahl heult. Hat funktioniert. Den dennoch guten Schnitt habe ich Fächern wie Deutsch, Englisch, Kunst und Philosophie zu verdanken. Und der Tatsache, dass es kein höllisches Bayern-Abi war.
Ich habe eine Freundin, die strickt gerade ihren dritten von vier Söhnen durchs Abitur. Auch ne Methode. Zwei Schals habe ich schon von ihr. Von mir aus könnte sie mehr Kinder haben. Sie strickt echt prima. Vor allem unter Stress.
Und nun ist es als auch hier zum zweiten und letzten Mal soweit. Mein Equipment liegt bereit. Und sobald Tochterkind am Mittwoch das Haus verlässt, schalte ich das Handy ab und den Stecker meiner Nähmaschine in die Dose. Und dann... tschakkaaaaaaaaa!!!

Toitoitoi Kind 2.0. Gib dein bestes. Und ich hoffe, dass meine mangelhaften Gene in Sachen Mathematik deine Generation übersprungen haben.   

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