Montag, 24. April 2017

345. Akt 

Irgendwie haut es so nicht hin. Wann immer ich mich hochkonzentriert in die Arbeit stürzen will, kommt mir dieses vermaldeite Facebook dazwischen. Manchmal ist es auch Instagram. Ganz selten Ebay oder irgend sowas. Klar könnte ich die Facebook- und Instagram-Fenster im Hintergrund ganz einfach schließen, aber dann habe ich immer das Gefühl, ich verpasse gerade die weltallerwichtigste Nachricht oder jemand in Not kann mich nicht via Chat erreichen. Ganz ehrlich. Ich habe es probiert. 
Obwohl... ebenfalls ganz ehrlich, habe ich über Facebook in all den Jahren nie die weltallerwichtigste Nachricht erhalten. Wenn ich die Fakten, dass jemand seinen Hochzeitstag feiert, gerne Spaghetti Bolognese isst oder in Kürze einem fiesen Schnupfen erliegt natürlich ausschließe.
Ebenfalls kam es bis jetzt noch zu keiner Nachricht, wo mir jemand von einer hohen Brücke schreibt, um mich zu fragen, ob sich sein oder ihr Leben noch lohnt.
Ich habe das Gefühl, ich könnte pro Jahr problemlos vier Bücher herausbringen, wenn ich nicht regelmäßig vom Schreibprogramm via Facebook hinüber zu so essentiellen Spielen wie Candy Crush oder Farm Heroes Saga driften würde.
Nach zwei Stunden fleißigen Herumdaddelns stelle ich dann wieder fest, dass ich außer dem Sortieren von Äpfeln und Bananen nichts Ernsthaftes erledigt habe.
Deprimiert bin ich dann. So deprimiert, dass ich mir bei Instagram gleich mal ein paar schöne Fotos anschauen muss. Und zack! Ist schon die nächste Stunde rum.
So kann es nicht weiter gehen. Als ich Kind 1.0 mein Leid klage, klärt er mich darüber auf, dass sich dieses social media Sucht leicht in ihre Schranken verweisen ließe. Ich vermute, dass er mir dafür den Rechner wegnehmen müsste und ich dann erst recht nicht arbeiten kann, aber er spricht von einem Programm. Damit wird eingestellt, wie lange man auf welchen Seiten surfen kann. Ich denke ein bisschen nach und bitte ihn dann, meinen Rechner so einzustellen, dass ich erst nach 14 Uhr die entsprechenden Seiten besuchen kann. Und dann auch nur für eine halbe Stunde pro Tag. Er setzt sich auf meinen Stuhl, macht ein bisschen an meinem Laptop rum und erklärt mit einem „Fertig!“ meine neue und selbstgewählte Reglementierung. Ich fühle mich wie eine Jungpionierin. Ja! Jetzt beginnt mein effizientes Arbeiten. Jetzt werde ich mich nicht mehr im Leben anderer Menschen verheddern, wenn sich selbige um veganes, vegetarisches oder fleischliches Leben streiten.
Ich werde schreiben und dann frisch erholt einen Orangensaft aus dem Kühlschrank holen, aus dem Fenster sehen und mich als effizienteste Schriftstellerin zwischen Mississippi und Elbe feiern. Hach. Das ist ein gutes Gefühl.
Und für die wirklich allerweltwichtigsten Nachrichten und Notruf-Chats habe ich ja noch mein Handy.

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