347. Akt
Wie
degradiert, demoralisiert oder verunsichert man Menschen in unseren
Tagen? Ganz einfach. Man stößt den Widersacher in das Fegefeuer des
„ENT-LIKENS“. So scheint es zumindest der ein oder andere zu
denken.
Dann
wird ein gnädig erteilter Daumen hoch oder ein in der Instagram-Version
mit einem Doppel-Klick verteiltes Herzchen eiskalt wieder entzogen.
Gibt
es da echt Leute, die dann heulend im Bett liegen und wimmern „Keiner
liebt mich“???
In
meinem Buch 33 Grausamkeiten – Teil I, gibt es ja so eine ähnliche
Geschichte. Als ich selbige geschrieben habe, dachte ich allerdings,
dass so etwas bestenfalls in Büchern vorkommt (Also in meinem eben).
Jetzt
muss ich feststellen, dass es so manchem erwachsenen Menschen geradezu
ein diebisches „dem-hab-ich-es-aber-gezeigt“-Glitzern ins Gesicht
treibt, wenn ein Like schnöde zurückgezogen wird.
Und
nicht nur das. Sogar wortwörtlich wurde mir mitgeteilt, dass so
mancher das als Strafe für hartnäckiges Ignorieren im Internet oder
im wahren Leben einsetzt. Auf die Gegenfrage, was denn passiert, wenn
der Ent-likte diese entsetzliche Bestrafung gar nicht zur Kenntnis
nähme, kommt es noch dicker.
„Dann
like ich das gleiche Bild oder den Kommentar noch ein paar Mal und
ziehe es dann zurück. Dann merkt er/sie/es es sicher!“
Ich
bin dann doch ein bisschen fassungslos. Haben diese Typen als
Zweitklässler den Kindergartenkindern das Schippchen aus der Hand
getreten und sich dabei zum ersten Mal mächtig und weise gefühlt?
Ich
kann´s nicht glauben.
Aber
wenn ich jetzt mal ein Minütchen Zeit habe, dann kann ich mal kurz
meinen Instagram-Account checken.
Oh
mein Gott... Hatte dieses Foto vorhin nicht 92 Herzchen? Jetzt sind
es nur noch 91. Wo ist die nächste Brücke. Ich kann mit
Liebesentzug einfach nicht umgehen.
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