Mittwoch, 5. April 2017

342. Akt 

Ja, ich weiß, man tut es nicht. Warum noch mal man es nicht tut, ist mir gerade entfallen, aber irgendwas in meinem Hirn leuchtet rot auf und ruft sowas wie „Mit Kanonen auf Spatzen“-Tralala.
Ich sitze seit Stunden an meinem aktuellen Buch. Ein bisschen tue ich mich schwer zwischen heftigen erotischen Szenen hin zu inhaltlichen Verbindungen zu switchen. Was heißt ein bisschen? Ich kriege diese sch***-vermaldeiten-f***ing Überleitungen nur mit heftigem Haare Raufen und sieben Litern Kaffee irgendwie in die Tastatur.
Und jetzt, wo ich schon so hart kämpfe surrt es fortwährend um meinen Kopf. Mal von links, mal von rechts, mal stumpf vor die Stirn. Eine nervige kleine Fliege. Ein Schwarm Krähen im Haus könnten nicht nerviger sein, als dieses kleine hartnäckige Biest. Ich weiß ja, dass das Erinnerungsvermögen einer Fliege nur vier Sekunden lang sein soll, aber dieses Teil hier hat ein Langzeitgedächtnis. Und es merkt sich genau, dass ich diejenige bin, die sich am meisten über ihre Anwesenheit aufregt.
Ich versuche das Insekt mit meiner Hand oder einer Zeitung zu erwischen. Und während ich nach der Fliege schlage, höre ich die Stimme von Kind 1.0 in meinem Ohr. „Mama hat die Reaktionszeit eines Zeppelins.“ Mist. Er hat recht. Fast ist es, als könnte ich die Fliege lachen hören. Dann öffne ich die Terrassentür.
Super Erfolg. Jetzt hat das Biest auch noch Gesellschaft!
Irgendwann langt es mir dann und ich gehe in die Besenkammer. Irgendwo muss doch... ja! Da isses! Das Insektenspray.
Lässigen Schrittes gehe ich zurück zu meinem Computer. Das Insektenspray im Anschlag, wie eine 45er.
Ich stelle die Dose vor mich hin. Das Fliegengetier ist somit gewarnt.
Aber was soll ich sagen??? Bssssssss!!!! Direkt auf den Monitor. Tja, Pech gehabt. Heute ist dein letzter Tag, du Drecks Eintagsfliege. Auf dein natürliches Dahinscheiden will ich nicht mehr warten. Ich greife zum Spray und verpasse dem geflügelten Quälgeist die volle Dröhnung.
Ja, das soll´s wohl sein. Ich höre nichts mehr. Sehr gut. Etwa fünfundvierzig Sekunden lang. Dann geht es wieder los. Sie geht zum Angriff über. In völliger Tiefenentspannung hat das Biest das tödlich Spray, inhaliert, verkonsumiert und ignoriert. Hallo? Das war kein Deo, du Scheißvieh!!!
Ich greife wieder zur Dose. Ich erwische sie von allen Seiten. Allein das Fluggewicht dürfte in diesem Zustand nicht zu bewältigen sein, aber nichts da. Die Tödlichkeit des Giftes wird einfach nicht zur Kenntnis genommen. Ich lese noch mal den Aufdruck des Insektensprays. Ja, in der Tat. RAID. All insects. Ja was all insects?? Aphrodisiakum?
Die Fliege zeigt sich unbeeindruckt. Ich gebe im wahrsten Sine des Wortes alles. Ich überlege sogar, ob ich die Dose nicht einfach schmeißen soll. Es hilft einfach nix.

Nachdem ich erkenne, dass ich eindeutig mehr unter dem versprühten Zeug leide als dieses Flugmonster, beschließe ich, ihr meinen Lebensraum ohne weitere Kämpfe zu überlassen. Was soll´s? Schreib ich halt später weiter. Jetzt geh ich spazieren.  

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