342. Akt
Ja,
ich weiß, man tut es nicht. Warum noch mal man es nicht tut, ist mir
gerade entfallen, aber irgendwas in meinem Hirn leuchtet rot auf und
ruft sowas wie „Mit Kanonen auf Spatzen“-Tralala.
Ich
sitze seit Stunden an meinem aktuellen Buch. Ein bisschen tue ich
mich schwer zwischen heftigen erotischen Szenen hin zu inhaltlichen
Verbindungen zu switchen. Was heißt ein bisschen? Ich kriege diese
sch***-vermaldeiten-f***ing Überleitungen nur mit heftigem
Haare Raufen und sieben Litern Kaffee irgendwie in die Tastatur.
Und
jetzt, wo ich schon so hart kämpfe surrt es fortwährend um meinen
Kopf. Mal von links, mal von rechts, mal stumpf vor die Stirn. Eine
nervige kleine Fliege. Ein Schwarm Krähen im Haus könnten nicht
nerviger sein, als dieses kleine hartnäckige Biest. Ich weiß ja,
dass das Erinnerungsvermögen einer Fliege nur vier Sekunden lang
sein soll, aber dieses Teil hier hat ein Langzeitgedächtnis. Und es
merkt sich genau, dass ich diejenige bin, die sich am meisten über
ihre Anwesenheit aufregt.
Ich
versuche das Insekt mit meiner Hand oder einer Zeitung zu erwischen.
Und während ich nach der Fliege schlage, höre ich die Stimme von
Kind 1.0 in meinem Ohr. „Mama hat die Reaktionszeit eines
Zeppelins.“ Mist. Er hat recht. Fast ist es, als könnte ich die
Fliege lachen hören. Dann öffne ich die Terrassentür.
Super
Erfolg. Jetzt hat das Biest auch noch Gesellschaft!
Irgendwann
langt es mir dann und ich gehe in die Besenkammer. Irgendwo muss
doch... ja! Da isses! Das Insektenspray.
Lässigen
Schrittes gehe ich zurück zu meinem Computer. Das Insektenspray im
Anschlag, wie eine 45er.
Ich
stelle die Dose vor mich hin. Das Fliegengetier ist somit gewarnt.
Aber
was soll ich sagen??? Bssssssss!!!! Direkt auf den Monitor. Tja, Pech
gehabt. Heute ist dein letzter Tag, du Drecks Eintagsfliege. Auf dein
natürliches Dahinscheiden will ich nicht mehr warten. Ich greife zum
Spray und verpasse dem geflügelten Quälgeist die volle Dröhnung.
Ja,
das soll´s wohl sein. Ich höre nichts mehr. Sehr gut. Etwa
fünfundvierzig Sekunden lang. Dann geht es wieder los. Sie geht zum
Angriff über. In völliger Tiefenentspannung hat das Biest das
tödlich Spray, inhaliert, verkonsumiert und ignoriert. Hallo? Das
war kein Deo, du Scheißvieh!!!
Ich
greife wieder zur Dose. Ich erwische sie von allen Seiten. Allein das
Fluggewicht dürfte in diesem Zustand nicht zu bewältigen sein, aber
nichts da. Die Tödlichkeit des Giftes wird einfach nicht zur
Kenntnis genommen. Ich lese noch mal den Aufdruck des Insektensprays.
Ja, in der Tat. RAID. All insects. Ja was all insects??
Aphrodisiakum?
Die
Fliege zeigt sich unbeeindruckt. Ich gebe im wahrsten Sine des Wortes
alles. Ich überlege sogar, ob ich die Dose nicht einfach schmeißen
soll. Es hilft einfach nix.
Nachdem
ich erkenne, dass ich eindeutig mehr unter dem versprühten Zeug
leide als dieses Flugmonster, beschließe ich, ihr meinen Lebensraum
ohne weitere Kämpfe zu überlassen. Was soll´s? Schreib ich halt
später weiter. Jetzt geh ich spazieren.
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