324. Akt
Ich
bin ein Selfie -Loser. Ein Versager hinter der Handykamera. Jedes
Mal, wenn ich es ausprobiere, sieht das Ergebnis aus, als sei ich im
Vollrausch und bei Schummerlicht vor eine Laterne gelaufen.
Meine Freunde Chris Hanisch,
Christine la Jambe oder auch mein Tochterkind beherrschen das
Selfie-Knipsen geradezu professionell. Wann immer sie ihr Handy in
die Luft halten, kommt etwas sensationell fantastisches dabei heraus.
Mit leuchtenden Augen und toller Beleuchtung. Nie so eine grenzdebil
grinsende Gestalt mit Wasserleichen-Optik wie bei mir. Ich habe es
mittlerweile aufgegeben.
Und, wie ich schon früh
erfahren musste, war das nie wirklich anders.
Schon in den Fotoboxen galt ich
seit Kindesbeinen als optisch ablichtbarer Dilettant. Während meine
Mutter im Hintergrund die Vorhänge wechselte, schaute ich stets
irritiert nach ihren Handlungen und so wurde meist nur mein rechtes
Ohr abgelichtet. In den Fällen, in denen vier Fotos gemacht wurden,
war das erste Bild eine juvenile Manu auf einem viel zu hoch
gedrehtem Hocker, das zweite war der Blick aus der Kabine heraus, das
dritte wiederum war – wie schon erwähnt mein rechtes Ohr – und
das letzte war ein Foto von meinem Hintern, da ich dachte, dass die
Bilderserie schon beendet sei.
Dass ich letztendlich nicht
völlig unbelichtet blieb, liegt eindeutig am Talent und der Technik
der weltweit besten Fotografen und an meinem Talent auf Zuruf
reagieren zu können. Nicht geschadet hat natürlich, zu wissen,
dass „rechts“ und „links“ variabel auslegbar sind. Kommt
immer auf den Menschen hinter der Kamera an. Aber, wie gesagt. Das
„mich-selbst-Fotografieren“ mit dem Handy wird nie so meins
werden. Keine App der Welt sorgt dafür, dass ich mich auf den
jeweiligen Fotos wieder erkenne. Obwohl... wenn ich die Frau auf
meinen Handyfotos sehe, bin ich darüber gar nicht so unglücklich.
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