Freitag, 20. Januar 2017

324. Akt

Ich bin ein Selfie -Loser. Ein Versager hinter der Handykamera. Jedes Mal, wenn ich es ausprobiere, sieht das Ergebnis aus, als sei ich im Vollrausch und bei Schummerlicht vor eine Laterne gelaufen.
Meine Freunde Chris Hanisch, Christine la Jambe oder auch mein Tochterkind beherrschen das Selfie-Knipsen geradezu professionell. Wann immer sie ihr Handy in die Luft halten, kommt etwas sensationell fantastisches dabei heraus. Mit leuchtenden Augen und toller Beleuchtung. Nie so eine grenzdebil grinsende Gestalt mit Wasserleichen-Optik wie bei mir. Ich habe es mittlerweile aufgegeben.
Und, wie ich schon früh erfahren musste, war das nie wirklich anders.
Schon in den Fotoboxen galt ich seit Kindesbeinen als optisch ablichtbarer Dilettant. Während meine Mutter im Hintergrund die Vorhänge wechselte, schaute ich stets irritiert nach ihren Handlungen und so wurde meist nur mein rechtes Ohr abgelichtet. In den Fällen, in denen vier Fotos gemacht wurden, war das erste Bild eine juvenile Manu auf einem viel zu hoch gedrehtem Hocker, das zweite war der Blick aus der Kabine heraus, das dritte wiederum war – wie schon erwähnt mein rechtes Ohr – und das letzte war ein Foto von meinem Hintern, da ich dachte, dass die Bilderserie schon beendet sei.

Dass ich letztendlich nicht völlig unbelichtet blieb, liegt eindeutig am Talent und der Technik der weltweit besten Fotografen und an meinem Talent auf Zuruf reagieren zu können. Nicht geschadet hat natürlich, zu wissen, dass „rechts“ und „links“ variabel auslegbar sind. Kommt immer auf den Menschen hinter der Kamera an. Aber, wie gesagt. Das „mich-selbst-Fotografieren“ mit dem Handy wird nie so meins werden. Keine App der Welt sorgt dafür, dass ich mich auf den jeweiligen Fotos wieder erkenne. Obwohl... wenn ich die Frau auf meinen Handyfotos sehe, bin ich darüber gar nicht so unglücklich.

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