320. Akt
Ich
warte mal wieder auf ein Paket. Und sollte es mir wieder von dem
widerwärtigsten Mitarbeiter von DHL zugestellt werden, dann möge
dieser beim Aussteigen auf einer verbliebenen Eisscholle ausrutschen
und sich im Gartenzaun des Nachbarn bis zum jüngsten Tag verheddern.
Ich kletter dann schon ganz alleine hinten rein und hole es mir raus.
Alle anderen Mitarbeiter wurden von mir in der Vorweihnachtszeit mit
Mon Cherie und Rocher-Packungen beschmissen. Diesem speziellen Honk
hätte ich allerdings bestenfalls einen Holzscheit an die Birne
geballert. Im Laufe der Jahre hat sich zwischen uns so etwas wie eine
Beziehung aufgebaut. Sehr inspirierend, wenn man Mord- und
Totschlag-Geschichten schreibt.
Zwischen
11 und 14.30 Uhr soll geliefert werden und ich gehe schon seit 10.30
Uhr nicht mehr aufs Klo, weil es sonst wieder heißt, ich wäre nicht
anzutreffen gewesen. Wenn ich nämlich nicht sofort die Tür
aufreiße sobald der Wagen hält, dann wird der Zustellversuch durch
einen Zettel im Briefkasten ersetzt.
Ich
sitze also und warte. Dann fällt mir ein, dass irgendwo die
Sendungsverfolgungs-Nummer stand. Ich gebe die zwanzigstellige Nummer auf der Website ein.
Dort steht „in der Zustellung“.
Als ich um 14 Uhr noch mal aktualisiere, steht dort „Im
Ziel-Paketzentrum bearbeitet“. Hä? Musste der Bote das Paket
wieder mitnehmen, weil irgendwas gefehlt hat? Nach erneutem
Aktualisieren steht nur noch im „Start-Paketzentrum eingegangen“.
Hallo? Zeitreise? Das ist die falsche Richtung.
Kopfschüttelnd
sitze ich vor meinem Rechner. Dann läuft eine neue Email rein. Von
der DHL. Voraussichtlicher Liefertermin morgen zwischen 11 und 14.30
Uhr. Aaaaaarghhhhhh!!! Wollt ihr mich versch***ern???
Bei
so einem hin und her krieg ich noch Verstopfung. Ich verzichte auf
weiteres Aktualisieren, weil ich damit rechne, dass beim nächsten
Klick darauf hingewiesen wird, dass ich das Bestellte noch gar nicht
wirklich bestellt habe.
Ich
bin frustriert, als es plötzlich klingelt. Der nette (ja, so welche
gibt es auch) Bote steht mit meinem Paket vor der Tür. Was soll das?
Ich erzähle ihm von meiner Sendungsverlauf-Verfolgung. Er schüttelt
mit dem Kopf, grinst und zuckt mit den Schultern. Na ja. Egal. Jetzt
ist es da und ich muss morgen nicht hinter der Tür auf den Boten
lauern. Und was ab jetzt im Sendungsbericht steht, ist mir schnuppe.
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