Samstag, 14. Januar 2017

322. Akt

Ich packe mal wieder mein Köfferchen. Dieses Mal geht die Reise nach Stuttgart, wo ich am Samstag als Jurymitglied bei einem Modelwettbewerb für taubstumme Frauen geladen bin. Einen Tag später werde ich mit einem meiner allerliebsten Lieblingsfotografen arbeiten. Cool. Ich freu mich.
Um mich für meine Aufgabe in der Jury vorzubereiten, erarbeite ich mir eine Begrüßung beziehungsweise Moderation in Gebärdensprache.
Früher war ich im Gebärden gar nicht so schlecht. Aber das ist halt schrecklich viele Jahre her und auch die Gebärdensprache verlernt man, wenn man sie nicht benutzt. Ich stehe also im Wohnzimmer und übe diverse Gesten. Meine beiden Kinder beobachten das Ganze grinsend. Dann meint Kind 2.0, ob ich mir sicher wäre in dem, was ich da von mir gebe. Kind 1.0 bringt es auf den Punkt.
Mama, was soll das heißen? Hätte das nicht auch bedeuten können ´Ich hatte gerade hemmungslosen Sex mit deinem Rasenmäher, und morgen fang ich ein Eichhörnchen´.“?
Nun fangen beide an wie wild zu gestikulieren und erklären sich dann, was es bedeuten könnte.
Hab ich wirklich auch nur einen Hauch zu dieser Erziehung beigetragen? Ich kann es kaum glauben. Kreativ sind sie ja, aber so wirklich weiter bringen tut mich das nicht. Also arbeite ich weiter an "Guten Abend und herzlich Willkommen zu der heutigen Veranstaltung". Was aber, wenn ich auf der Bühne stehe und meinen Händen tatsächlich Obszönes oder Beleidigendes einfällt?
Wie nah sind die Gebärden von „ich wünsche euch viel Spaß und Erfolg“ zu „Achtung Feueralarm, alle sofort raus hier?“
Ach, ich glaube ich lass es. Wir haben ja auch amtliche Übersetzer vor Ort. Konzentriere ich mich eben bloß auf Optik und Sympathiewert der Teilnehmerinnen und das gute Essen im Anschluss. Mögen die Spiele beginnen und die Beste gewinnen. Zur Not deute ich halt auf die, die ich am tollsten finde. Und so ein paar Nettigkeiten werde ich mit meinen Händen schon hinkriegen.
Von wegen Rasenmäher... nee, nee, nee



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