319. Akt
Ab
in Klausur. Wann immer ich Zuhause arbeiten will, fällt mir ein,
dass ich mal wieder Staub wischen, Geschirr spülen oder Rasen mähen
muss.
Okay.
Im Moment fällt letzteres eher dem Schneeschippen zum Opfer, aber
ändern tut es nichts.
Deswegen
habe ich meinem Zuhause mal für zwei Tage den Rücken gekehrt. 48
Stunden irgendwohin, wo mich niemand stört, wenn ich die Abenteuer
meiner Buch-Protagonisten erarbeite und gestalte. Das Doofe ist
wiederum, dass alles, was nicht mein Alltagsumfeld ist, mich derart
interessiert, dass ich gerne mal etwas dumpf in der Gegend
rumschaue. Ich schaue mal aus diesem, mal aus jenem Fenster.
Bisweilen lenkt mich schon alleine die Veränderung in der
Schneefall-Dichte zu sehr vom Arbeiten ab. Und dann leg ich mich aufs
Bett und versuche gedanklich in dem jeweiligen Werk ein wenig voran
zu kommen. Gerne schlafe ich bei dieser Gelegenheit ein bisschen ein,
da niemand irgendwo ums Eck kommt und Frühstück, Mittagessen oder
familiäres Dinner von mir wünscht.
Alles
in allem schrumpft so die Zeit meines effektiven Arbeitens
beträchtlich. Sollte zu diesem aushäusigen Aufenthalt auch noch
Kontakt mit anderen Menschen dazu kommen, dann gestaltet sich das
Ganze noch ein bisschen unproduktiver. Oder zumindest nicht so
zielführend, wie ich es erwarte. Menschen liefern nämlich stets
neue Geschichten. Eine Person zu beobachten, die Schluckauf hat,
inspiriert mich zum Beispiel zu – Tadaaaaa!!! - einer neuen
Geschichte für den letzten Teil von „33 Grausamkeiten“. Für den
geneigten Leser mag in bloßem Schluckauf ja nicht gleich ein
Ideenfunke für eine schwarzhumorige Geschichte zu finden sein, aber
mich lässt so eine Situation umgehend zu Papier und Stift greifen.
Meine Phantasie vermag es nämlich aus dem banalsten Moment etwas zu
stricken, das meine Leser in ein paar Monaten schaudern lässt.
Menschenkontakt
ist also in den heißen Arbeitsphasen eigentlich zu umgehen. Zumal
ich feststelle, dass die Arbeit an einem Kinderbuch nicht fortwährend
mit Rückfällen in die „Grausamkeiten-Phase“ gespickt sein
sollte. Ich möchte schließlich nicht, dass irgendwann eine
Generation an Zweitklässlern schwer traumatisiert wird, bloß weil
ich zwischen den Zeilen klitzekleine sarkastische Horrorszenarien
aufgebaut habe.
Nun
denn. Das Ende vom Lied ist, dass ich in meiner Arbeit eher
mangelhaft vorwärts gekommen, neue Theorien über Schneefall-Dichte
und zwei Geschichten für ein ganz anderes Buch entwickelt habe.
Aber
was soll´s. Ich hatte gute Vorsätze und bin nun zumindest ordentlich ausgeschlafen. Der Rest vom Buch wird dann eben doch Zuhause
fertiggestellt.
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