Sonntag, 8. Januar 2017

319. Akt

Ab in Klausur. Wann immer ich Zuhause arbeiten will, fällt mir ein, dass ich mal wieder Staub wischen, Geschirr spülen oder Rasen mähen muss.
Okay. Im Moment fällt letzteres eher dem Schneeschippen zum Opfer, aber ändern tut es nichts.
Deswegen habe ich meinem Zuhause mal für zwei Tage den Rücken gekehrt. 48 Stunden irgendwohin, wo mich niemand stört, wenn ich die Abenteuer meiner Buch-Protagonisten erarbeite und gestalte. Das Doofe ist wiederum, dass alles, was nicht mein Alltagsumfeld ist, mich derart interessiert, dass ich gerne mal etwas dumpf in der Gegend rumschaue. Ich schaue mal aus diesem, mal aus jenem Fenster. Bisweilen lenkt mich schon alleine die Veränderung in der Schneefall-Dichte zu sehr vom Arbeiten ab. Und dann leg ich mich aufs Bett und versuche gedanklich in dem jeweiligen Werk ein wenig voran zu kommen. Gerne schlafe ich bei dieser Gelegenheit ein bisschen ein, da niemand irgendwo ums Eck kommt und Frühstück, Mittagessen oder familiäres Dinner von mir wünscht.
Alles in allem schrumpft so die Zeit meines effektiven Arbeitens beträchtlich. Sollte zu diesem aushäusigen Aufenthalt auch noch Kontakt mit anderen Menschen dazu kommen, dann gestaltet sich das Ganze noch ein bisschen unproduktiver. Oder zumindest nicht so zielführend, wie ich es erwarte. Menschen liefern nämlich stets neue Geschichten. Eine Person zu beobachten, die Schluckauf hat, inspiriert mich zum Beispiel zu – Tadaaaaa!!! - einer neuen Geschichte für den letzten Teil von „33 Grausamkeiten“. Für den geneigten Leser mag in bloßem Schluckauf ja nicht gleich ein Ideenfunke für eine schwarzhumorige Geschichte zu finden sein, aber mich lässt so eine Situation umgehend zu Papier und Stift greifen. Meine Phantasie vermag es nämlich aus dem banalsten Moment etwas zu stricken, das meine Leser in ein paar Monaten schaudern lässt.
Menschenkontakt ist also in den heißen Arbeitsphasen eigentlich zu umgehen. Zumal ich feststelle, dass die Arbeit an einem Kinderbuch nicht fortwährend mit Rückfällen in die „Grausamkeiten-Phase“ gespickt sein sollte. Ich möchte schließlich nicht, dass irgendwann eine Generation an Zweitklässlern schwer traumatisiert wird, bloß weil ich zwischen den Zeilen klitzekleine sarkastische Horrorszenarien aufgebaut habe.
Nun denn. Das Ende vom Lied ist, dass ich in meiner Arbeit eher mangelhaft vorwärts gekommen, neue Theorien über Schneefall-Dichte und zwei Geschichten für ein ganz anderes Buch entwickelt habe.
Aber was soll´s. Ich hatte gute Vorsätze und bin nun zumindest ordentlich ausgeschlafen. Der Rest vom Buch wird dann eben doch Zuhause fertiggestellt.


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