Dienstag, 23. Mai 2017

358. Akt

 „Mann! Wie mir diese ständigen Anglizismen auf den Sack gehen. Kannst du mir nicht einfach alles Gute zum Geburtstag wünschen? Was soll dieses dämliche „Happy Birthday“? Über ein einfaches „Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag“ hätte ich mich ehrlich mehr gefreut.“
Kurz bevor ich diesen Facebook-Kontakt lösche, schaue ich mir nochmal das Profil an. Wir kennen uns nicht wirklich gut, aber dennoch persönlich. Der Mann wirkt eigentlich normal. Zumindest normal genug, um in einem normalen Geburtstagsgruß nicht gleich eine komplette Verweigerung meiner Muttersprache zu vermuten. Aber irgendwas muss hier für ein bisschen Krawall im Blut gesorgt haben. Es ist ja nunmal so, dass uns Facebook allmorgendlich ein paar Leute um die Ohren haut, die an diesem oder jenen Tage Geburtstag haben. „xyz hat heute Geburtstag“ heißt es dann, „gratuliere ihm/ihr, damit er/sie weiß, dass du an sie denkst.“
Es ist ja nicht so, dass ich dann vom Schreibtisch aufspringe und dreimal vor Freude um den Tisch tanze, während ich singe „Wie schön, dass du gebooooooren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisssssst.“ Nein, das tu ich sicher nicht. Aber ich reagiere durchaus. Je nachdem wie nah mir die Person steht, rufe ich an, schicke eine Email, backe einen Kuchen oder schreibe ein mit Sternen dekoriertes „Happy Birthday“ in die Chronik.
Eine Reaktion wie diese ist mir aber bisher noch nicht untergekommen. Das ist ja so ein bisschen, als ob ich zum Essen zum Italiener einlade und der Eingeladene bemängelt meine Affinität zu Klößen und Braten.
Hallo??? Happy Birthday ist ja schon fast so deutsch wie „Hi!“, „Ciao!“ oder „Servus! (kommt nämlich aus dem Lateinischen, ätsch!)“.
Wer also künftig in irgendeiner speziellen Art und Weise, bestimmten Sprache, Dialekt oder Handzeichen von mir zum Geburtstag gegrüßt werden will, der teile mir das bitte mit.
Diese Kontakte kann ich dann nämlich, tadaaaaaa(!) in mindestens sieben Sprachen und einem Klick löschen. Weil´s mir einfach zu blöd ist.

Da bin ich nun mal eigen. Dann sag ich ein letztes Mal „Ciao!“, „Bye bye!“ oder „Habe die Ehre“ und mache mich vom virtuellen Acker. Im echten Leben sind wir nämlich alle viel normaler.         

3 Kommentare:

  1. ...wobei Servus im Lateinischen "Sklave" meint...

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    1. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Servus und dennoch auch als Basis für den Gruß "Servus" gilt! :-)

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    2. Aber ja, ich weiß das schon :)
      Der Gruß ist mir wohl vertraut :D

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