334. Akt
Ich bin einkaufen. So selten ist
das ja nicht. Bei zwei nahezu ausgewachsenen Kindern herrscht im
Kühlschrank schon wenige Stunden nach vollständiger Bestückung
wieder gähnende Leere. Das heißt, ich kenne die Strecke vom Gemüse,
bis hin zu den Salz- und Essig-Chips wie meine Westentasche. Und zwar
sowohl im Tengelmann, im Rewe und auch im riesigen Kaufland.
Der Wagen ist bereits voll, das
heißt, für etwa achtundvierzig Stunden wird in meinem Hause Ruhe
herrschen. Abgesehen von dem Geräusch des sich dauernd öffnenden
und schließenden Kühlschranks natürlich.
Ich umkurve eine große Palette
mit Tiefkühlgut. Ich wundere mich ein bisschen, denn diese Palette
umkurve ich bereits in der dritten Runde. Auf den Kartons bilden sich
bereits kleine Schweißperlen, und ich widerstehe dem Drang auf die
ein oder andere Schachtel draufzudrücken, um festzustellen, wie tief
sich das eigentlich brettharte Kühlgut eindellen lässt.
Eigentlich komisch. Die Worte
„ununterbrochene Kühlkette“ kommen mir in den Kopf und ich
schaue mich um, ob aus irgendeiner Ecke ein Azubi an die Palette
geprügelt wird, der über das versäumte Einräumen ordentlich den
Marsch geblasen bekommt. Aber nichts dergleichen passiert.
Stattdessen unterhalten sich zwei Angestellte in Höhe des Schmelz-,
Schafs- und geriebenen Käses angeregt über irgendwas, was ganz
sicher nicht mit Tiefkühlware zu tun hat.
Wie oft bin ich schon in diesen
Supermarkt gerauscht, um mich mal rasch für schlechte Tage, Laune
oder mangelnde Kochfreude mit Tiefkühlgut einzudecken? Meistens,
weil es darum geht, die Kinder für meine Abwesenheit zu versorgen
(alles was länger dauert als 24 Stunden würde sonst zu
schlagartigem Verhungern führen). Oder weil die Werbung für diese
oder jene Pizza einfach ins Schwarze getroffen hat.
In der Regel komme ich dann mit
einer Iso-Tasche, die dafür sorgt, dass die gewählten Produkte auch
tatsächlich tiefgefroren in meiner Kühltruhe ankommen.
Als sich nach weiteren zehn
Minuten immer noch keiner um die tauende Ware kümmert, überlege
ich, ob ich selber Hand anlegen soll. Die Kartons lassen sich
mittlerweile sicher schon rollen. Alternativ könnte ich das Personal
auch fragen, ob wie die Palette nicht ein wenig in die Sonne schieben
sollen. Dort könnte sie sicher zügiger und unterhaltsamer weiter
zusammen schrumpfen.
Ich schlendere zum Käse und
frage die Damen, ob das denn ganz superspezielles Tiefkühlgut sei,
welches sich selber frostig hält oder keinen gesteigerten Wert auf
Temperaturen unter zwanzig Grad legt. Die beiden Frauen schauen mich
verständnislos an. Dann setzen sie sich in Bewegung. Die eine Dame
schaut sich nochmal um. Ihr Blick besagt eindeutig, dass sie darüber
nachdenkt, mich zuuntererst in den Tiefkühlschränken zu verstauen.
Aber vermutlich reicht auch hierzu ihre Motivation nicht. Wenn ich
bedenke, wie oft ich mir quasi Beulen an den Kopf gerannt habe, um
die von mir gekaufte Tiefkühlware noch bitterkalt nach Hause zu
bringen, fühle ich mich gerade, gelinde gesagt, ein wenig
verschaukelt. Aber was soll´s? Dann werde ich hier eben keine
schockgefrosteten Dinge mehr einkaufen. Und weil ich mit dieser Idee
nicht ganz alleine bleiben möchte, schreibe ich der Leitung des
Hauses gleich noch eine nette Erklärungs-Mail. Oder ich mache es mir
einfach und verlinke mal rasch mit diesem Blog hier. Sollte mir aus
lauter Nettigkeit dann ein obligatorischer Einkaufsgutschein
zugestellt werden, dann weiß ich zumindest, wofür ich ihn
garantiert nicht nutzen werde.
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