Montag, 6. März 2017

334. Akt

Ich bin einkaufen. So selten ist das ja nicht. Bei zwei nahezu ausgewachsenen Kindern herrscht im Kühlschrank schon wenige Stunden nach vollständiger Bestückung wieder gähnende Leere. Das heißt, ich kenne die Strecke vom Gemüse, bis hin zu den Salz- und Essig-Chips wie meine Westentasche. Und zwar sowohl im Tengelmann, im Rewe und auch im riesigen Kaufland.
Der Wagen ist bereits voll, das heißt, für etwa achtundvierzig Stunden wird in meinem Hause Ruhe herrschen. Abgesehen von dem Geräusch des sich dauernd öffnenden und schließenden Kühlschranks natürlich.
Ich umkurve eine große Palette mit Tiefkühlgut. Ich wundere mich ein bisschen, denn diese Palette umkurve ich bereits in der dritten Runde. Auf den Kartons bilden sich bereits kleine Schweißperlen, und ich widerstehe dem Drang auf die ein oder andere Schachtel draufzudrücken, um festzustellen, wie tief sich das eigentlich brettharte Kühlgut eindellen lässt.
Eigentlich komisch. Die Worte „ununterbrochene Kühlkette“ kommen mir in den Kopf und ich schaue mich um, ob aus irgendeiner Ecke ein Azubi an die Palette geprügelt wird, der über das versäumte Einräumen ordentlich den Marsch geblasen bekommt. Aber nichts dergleichen passiert. Stattdessen unterhalten sich zwei Angestellte in Höhe des Schmelz-, Schafs- und geriebenen Käses angeregt über irgendwas, was ganz sicher nicht mit Tiefkühlware zu tun hat.
Wie oft bin ich schon in diesen Supermarkt gerauscht, um mich mal rasch für schlechte Tage, Laune oder mangelnde Kochfreude mit Tiefkühlgut einzudecken? Meistens, weil es darum geht, die Kinder für meine Abwesenheit zu versorgen (alles was länger dauert als 24 Stunden würde sonst zu schlagartigem Verhungern führen). Oder weil die Werbung für diese oder jene Pizza einfach ins Schwarze getroffen hat.
In der Regel komme ich dann mit einer Iso-Tasche, die dafür sorgt, dass die gewählten Produkte auch tatsächlich tiefgefroren in meiner Kühltruhe ankommen.
Als sich nach weiteren zehn Minuten immer noch keiner um die tauende Ware kümmert, überlege ich, ob ich selber Hand anlegen soll. Die Kartons lassen sich mittlerweile sicher schon rollen. Alternativ könnte ich das Personal auch fragen, ob wie die Palette nicht ein wenig in die Sonne schieben sollen. Dort könnte sie sicher zügiger und unterhaltsamer weiter zusammen schrumpfen.

Ich schlendere zum Käse und frage die Damen, ob das denn ganz superspezielles Tiefkühlgut sei, welches sich selber frostig hält oder keinen gesteigerten Wert auf Temperaturen unter zwanzig Grad legt. Die beiden Frauen schauen mich verständnislos an. Dann setzen sie sich in Bewegung. Die eine Dame schaut sich nochmal um. Ihr Blick besagt eindeutig, dass sie darüber nachdenkt, mich zuuntererst in den Tiefkühlschränken zu verstauen. Aber vermutlich reicht auch hierzu ihre Motivation nicht. Wenn ich bedenke, wie oft ich mir quasi Beulen an den Kopf gerannt habe, um die von mir gekaufte Tiefkühlware noch bitterkalt nach Hause zu bringen, fühle ich mich gerade, gelinde gesagt, ein wenig verschaukelt. Aber was soll´s? Dann werde ich hier eben keine schockgefrosteten Dinge mehr einkaufen. Und weil ich mit dieser Idee nicht ganz alleine bleiben möchte, schreibe ich der Leitung des Hauses gleich noch eine nette Erklärungs-Mail. Oder ich mache es mir einfach und verlinke mal rasch mit diesem Blog hier. Sollte mir aus lauter Nettigkeit dann ein obligatorischer Einkaufsgutschein zugestellt werden, dann weiß ich zumindest, wofür ich ihn garantiert nicht nutzen werde.    

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