Donnerstag, 16. März 2017

337. Akt

Sex sells. Das ist ja so neu nicht. Und nachdem ich nun heftigst mit fiesen, schwarzhumorigen Geschichten aufgewartet habe, kommen mir wieder die Worte meines Literaturagenten in den Kopf.
Schreib doch mal einen Erotikroman.“
Äh ja. Nichts leichter als das. Lediglich das gerade in Arbeit befindliche Kinderbuch bremst mich ein bisschen aus. Zum einen durch die damit verbundene Schreibzeit und zum anderen mit der exorbitanten Diskrepanz der beiden Zielgruppen. Bei aller Liebe zur Schreiberei -  wenn ich mich in irgendeiner Form mit dem Kinderbuch beschäftige, wächst die Hemmschwelle meine Protagonisten des anderen Romans mal so ordentlich in Stimmung kommen zu lassen.
Es ist irgendwie so, als würde man beim Flanieren über eine Erotikmesse von einem Rudel Nonnen aufgespürt und über Vorlieben interviewt werden.
Abgesehen von den Wechsel-Schwierigkeiten zwischen Kindergeschichte und Erotikbuch, tue ich mich mit dem Thema gar nicht wirklich schwer. Und den Rest der nötigen Distanz erledigt ohnehin die Verwendung eines Pseudonyms. Da kann man innerlich auf Distanz gehen und es so richtig krachen lassen.
Zwischenmenschliches Tralala jenseits der Blümchenwiese zu beschreiben erfordert  dennoch ein gewisses Fingerspitzengefühl. Und das nicht nur bei den Darstellern meiner Geschichten. Fifty Shades of Grey gibt es schon und reicht bei mir allenfalls zum Lach-Flash und Rosamunde Pilcher mit Anfassen ist auch nicht das was ich schreiben will. 
Gedanklich gehe ich ein paar Leser aus meinem Bekanntenkreis durch. Ich muss grinsen. Egal was ich schreibe, es gibt immer einen der sagen wird: „Du, das ist jetzt aber total verdorben.“ und einen der meint: „Yo, das machen mein Fritz und ich täglich vor dem Frühstück.“
Die Spanne von todesprüde bis hin zu „yeah, baby ich kenne keine Grenzen.“ ist unfassbar weit. Im Leben in Büchern und im Film.
Vor vielen, vielen Jahren war ich in einem Hamburger Musikstudio zu Besuch. Dort wurden zu bestimmten Zeiten pornographische Filme synchronisiert. Ich fand es zum Brüllen komisch, und als ich gefragt wurde, ob ich mal mitsynchronisieren will, habe ich sofort ja gesagt. 
Das war eine der dunkelsten Stunden in meinem Leben als „Ich-krieg-das-sicher-hin“-Dilettant. Die Kopfhörer auf dem Kopf, das Mikrofon vor und ein heiserer Franzose mit einer Tasse Tee neben mir. Diese Erinnerung hat sich für alle Zeit in mein Hirn eingebrannt. Ich sollte ein Dienstmädchen äh... sprechen, welches von einem Grafen äh... verlustiert wird. Der Film, der heisere Franzose und die Leute in der Technik haben mich derartig in den Schwitzkasten der Peinlichkeiten genommen, dass ich auf ganzer Linie versagte. Außer Kichern und Keuchhustenartigen Gehechel habe ich kaum einen ganzen Satz rausgekriegt. Und auch wenn es in Pornos nicht auf vollständigen Satzbau ankommt, war ich einfach zu schlecht, als dass man eine einzige Szene hat verwenden können. Zumindest nicht für den ursprünglichen Zweck.
Auf dieser Ebene war meine Karriere entsprechend mit dem ersten Seufzer beendet. Aber beim Schreiben ist es anders.
Ich schreibe Biographien, Romane, Kurzgeschichten und würde mir auch zutrauen ein Telefonbuch mit ein bisschen Handlung anzureichern. Irgendwer findet das dann immer spitze und irgendwer schaut dran vorbei. Warum also nicht Erotik?
Das heißt in diesem Jahr werden unter Umständen gleich drei Bücher von mir erscheinen. Ein Kinderbuch, der letzte Teil der 33 Grausamkeiten und ein bisschen was für Erwachsene.

Ach ja. Wie gesagt. Ich verwende für den letzten Fall ein Pseudonym. Also nicht, dass jetzt einer schon anfängt unter Manuela Thoma-Adofo das neueste Stimulationswerk für heitere Stunden zu suchen.
Da werde ich dann unter Umständen bloß entsprechende Empfehlungen aussprechen.   

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