337. Akt
Sex sells. Das ist ja so neu nicht.
Und nachdem ich nun heftigst mit fiesen, schwarzhumorigen
Geschichten aufgewartet habe, kommen mir wieder die Worte meines
Literaturagenten in den Kopf.
„Schreib doch mal einen
Erotikroman.“
Äh ja. Nichts leichter als das.
Lediglich das gerade in Arbeit befindliche Kinderbuch bremst mich ein
bisschen aus. Zum einen durch die damit verbundene Schreibzeit und
zum anderen mit der exorbitanten Diskrepanz der beiden Zielgruppen. Bei
aller Liebe zur Schreiberei - wenn ich mich in irgendeiner Form mit
dem Kinderbuch beschäftige, wächst die Hemmschwelle meine
Protagonisten des anderen Romans mal so ordentlich in Stimmung kommen
zu lassen.
Es ist irgendwie so, als würde man beim Flanieren über eine Erotikmesse von einem Rudel Nonnen
aufgespürt und über Vorlieben interviewt werden.
Abgesehen von den
Wechsel-Schwierigkeiten zwischen Kindergeschichte und Erotikbuch, tue
ich mich mit dem Thema gar nicht wirklich schwer. Und den Rest der
nötigen Distanz erledigt ohnehin die Verwendung eines Pseudonyms. Da kann man innerlich auf Distanz gehen und es so richtig krachen lassen.
Zwischenmenschliches Tralala
jenseits der Blümchenwiese zu beschreiben erfordert dennoch ein gewisses
Fingerspitzengefühl. Und das nicht nur bei den Darstellern meiner
Geschichten. Fifty Shades of Grey gibt es schon und reicht bei mir
allenfalls zum Lach-Flash und Rosamunde Pilcher mit Anfassen ist auch
nicht das was ich schreiben will.
Gedanklich gehe ich ein paar Leser aus meinem Bekanntenkreis durch. Ich muss grinsen. Egal
was ich schreibe, es gibt immer einen der sagen wird: „Du, das ist
jetzt aber total verdorben.“ und einen der meint: „Yo, das machen
mein Fritz und ich täglich vor dem Frühstück.“
Die Spanne von todesprüde bis
hin zu „yeah, baby ich kenne keine Grenzen.“ ist unfassbar weit.
Im Leben in Büchern und im Film.
Vor vielen, vielen Jahren war ich in
einem Hamburger Musikstudio zu Besuch. Dort wurden zu bestimmten
Zeiten pornographische Filme synchronisiert. Ich fand es zum Brüllen
komisch, und als ich gefragt wurde, ob ich mal mitsynchronisieren
will, habe ich sofort ja gesagt.
Das war eine der dunkelsten Stunden
in meinem Leben als „Ich-krieg-das-sicher-hin“-Dilettant. Die
Kopfhörer auf dem Kopf, das Mikrofon vor und ein heiserer Franzose
mit einer Tasse Tee neben mir. Diese Erinnerung hat sich für alle
Zeit in mein Hirn eingebrannt. Ich sollte ein Dienstmädchen äh...
sprechen, welches von einem Grafen äh... verlustiert wird. Der Film,
der heisere Franzose und die Leute in der Technik haben mich derartig
in den Schwitzkasten der Peinlichkeiten genommen, dass ich auf ganzer
Linie versagte. Außer Kichern und Keuchhustenartigen Gehechel
habe ich kaum einen ganzen Satz rausgekriegt. Und auch wenn es in
Pornos nicht auf vollständigen Satzbau ankommt, war ich einfach zu
schlecht, als dass man eine einzige Szene hat verwenden können.
Zumindest nicht für den ursprünglichen Zweck.
Auf dieser Ebene war meine
Karriere entsprechend mit dem ersten Seufzer beendet. Aber beim
Schreiben ist es anders.
Ich schreibe Biographien,
Romane, Kurzgeschichten und würde mir auch zutrauen ein Telefonbuch
mit ein bisschen Handlung anzureichern. Irgendwer findet das dann
immer spitze und irgendwer schaut dran vorbei. Warum also nicht
Erotik?
Das heißt in diesem Jahr werden
unter Umständen gleich drei Bücher von mir erscheinen. Ein
Kinderbuch, der letzte Teil der 33 Grausamkeiten und ein bisschen was
für Erwachsene.
Ach ja. Wie gesagt. Ich verwende
für den letzten Fall ein Pseudonym. Also nicht, dass jetzt einer
schon anfängt unter Manuela Thoma-Adofo das neueste Stimulationswerk
für heitere Stunden zu suchen.
Da werde ich dann unter Umständen bloß entsprechende Empfehlungen aussprechen.
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