336. Akt
Ein Vorteil an Geschwistern ist,
dass man in der Jugend jede Schandtat gemeinsam begehen kann. Im
Anschluss daran schiebt man sich die Schuld gegenseitig so lange zu,
bis die Eltern verwirrt von einer Strafe absehen. Bei meinen Kindern
zieht das nicht so richtig, weil deren Schandtaten immer explizit
zuzuordnen sind. Make up, Kleider, Schuhe verbaselt? Tochterkind!
Kühlschrank leer, Autotank leer, Kekse leer? Kind 1.0.
Aber so rechte Schandtaten sind
das ja auch nicht.
Was so richtig genial ist, ist
dass das Geschwister-Dingens nie ganz aufhört. Man teilt Spaß,
Freude, Geburten, Scheidungen, Wut, Mordgedanken (nur die Gedanken,
ansonsten steht man unter Geschwistern halt als Alibi zur Verfügung),
Liebeserklärungen und alles Gute und Schlechte im Prinzip bis an
sein Lebensende. Also zumindest bei uns ist das so.
Und manchmal teilt man auch
Vorfreude auf so ganz spezielle Erlebnisse.
Ich war eigentlich nie so ein
rechter Konzertfreund. Wenn es irgendwo was musikalisch zu verfolgen
gab, dann habe ich das halbe Konzert in der Regel irgendwo Backstage
gesessen. Egal, ob es um Konstantin Wecker oder PUR ging. Backstage
ist cool. Du hörst die Musik, kriegst die aufregende Hektik mit und
du hast immer was zu essen. Essen ist gut.
Ähnliches ergibt sich nun auch
für ein Event im Mai. Nur, dass ich auf Essen komplett verzichten
und die aufregende Hektik höchstpersönlich verbreiten werde. Das
Ganze aber nicht alleine, sondern gemeinsam mit meiner kleinen
Schwester.
Bruno Mars tourt weltweit und
Angela und ich haben die Möglichkeit nicht nur so ein bisschen mit
dabei zu sein. Ja, okay, für Bruno Mars würde ich mich auch sieben
Stunden vor Konzertbeginn an die Kasse stellen und jedem, der mich
mit einem fehlenden Ticket versorgen könnte, unsittliche Angebote
machen. Aber, wenn es auch anders geht? Hallelujah!!!!
Es gibt einfach Künstler, die
es hinkriegen aus mir wieder den sechzehnjährigen, wildtanzenden
Teenager zu machen, der ich mal war. Und da ist es egal, ob ich ihn
bei einer Gegenüberstellung um einen halben Kopf überrage.
Als wir vor vielen Jahren durch
die Diskotheken gestreift sind (also Angela und ich – nicht Bruno
und ich ) kam es nicht selten zu Situationen, in denen wir zum Schluss ins Auto springen mussten und laut lachend davongefahren sind, bevor
es irgendwo zu Eskalationen kam. Lustig war es immer. Wir waren jung
und hatten unverschämt viel Spaß.
Sollten wir im Mai wieder ins
Auto springen müssen und laut lachend davon fahren, dann nur, weil
es einer von uns gelungen ist Bruno in den Kofferraum zu sperren.
Und bis dahin schicken wir uns
immer wieder die Musikstücke der Tour per WhatsApp zu und enden in
einem Oh-mein-Gott-oh-mein-Gott-Gekreische.
Und nein Mutti, ich habe das
„Bruno loves me“ Lippenstiftgekritzel nicht an deinen Spiegel
gemalt. Das war bestimmt die Gela. Ja, ganz sicher. Die war´s.
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