Donnerstag, 9. März 2017

336. Akt

Ein Vorteil an Geschwistern ist, dass man in der Jugend jede Schandtat gemeinsam begehen kann. Im Anschluss daran schiebt man sich die Schuld gegenseitig so lange zu, bis die Eltern verwirrt von einer Strafe absehen. Bei meinen Kindern zieht das nicht so richtig, weil deren Schandtaten immer explizit zuzuordnen sind. Make up, Kleider, Schuhe verbaselt? Tochterkind! Kühlschrank leer, Autotank leer, Kekse leer? Kind 1.0.
Aber so rechte Schandtaten sind das ja auch nicht.
Was so richtig genial ist, ist dass das Geschwister-Dingens nie ganz aufhört. Man teilt Spaß, Freude, Geburten, Scheidungen, Wut, Mordgedanken (nur die Gedanken, ansonsten steht man unter Geschwistern halt als Alibi zur Verfügung), Liebeserklärungen und alles Gute und Schlechte im Prinzip bis an sein Lebensende. Also zumindest bei uns ist das so. 
Und manchmal teilt man auch Vorfreude auf so ganz spezielle Erlebnisse.
Ich war eigentlich nie so ein rechter Konzertfreund. Wenn es irgendwo was musikalisch zu verfolgen gab, dann habe ich das halbe Konzert in der Regel irgendwo Backstage gesessen. Egal, ob es um Konstantin Wecker oder PUR ging. Backstage ist cool. Du hörst die Musik, kriegst die aufregende Hektik mit und du hast immer was zu essen. Essen ist gut.
Ähnliches ergibt sich nun auch für ein Event im Mai. Nur, dass ich auf Essen komplett verzichten und die aufregende Hektik höchstpersönlich verbreiten werde. Das Ganze aber nicht alleine, sondern gemeinsam mit meiner kleinen Schwester.
Bruno Mars tourt weltweit und Angela und ich haben die Möglichkeit nicht nur so ein bisschen mit dabei zu sein. Ja, okay, für Bruno Mars würde ich mich auch sieben Stunden vor Konzertbeginn an die Kasse stellen und jedem, der mich mit einem fehlenden Ticket versorgen könnte, unsittliche Angebote machen. Aber, wenn es auch anders geht? Hallelujah!!!!
Es gibt einfach Künstler, die es hinkriegen aus mir wieder den sechzehnjährigen, wildtanzenden Teenager zu machen, der ich mal war. Und da ist es egal, ob ich ihn bei einer Gegenüberstellung um einen halben Kopf überrage.
Als wir vor vielen Jahren durch die Diskotheken gestreift sind (also Angela und ich – nicht Bruno und ich ) kam es nicht selten zu Situationen, in denen wir zum Schluss ins Auto springen mussten und laut lachend davongefahren sind, bevor es irgendwo zu Eskalationen kam. Lustig war es immer. Wir waren jung und hatten unverschämt viel Spaß.
Sollten wir im Mai wieder ins Auto springen müssen und laut lachend davon fahren, dann nur, weil es einer von uns gelungen ist Bruno in den Kofferraum zu sperren.
Und bis dahin schicken wir uns immer wieder die Musikstücke der Tour per WhatsApp zu und enden in einem Oh-mein-Gott-oh-mein-Gott-Gekreische.

Und nein Mutti, ich habe das „Bruno loves me“ Lippenstiftgekritzel nicht an deinen Spiegel gemalt. Das war bestimmt die Gela. Ja, ganz sicher. Die war´s.        

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