Mittwoch, 8. März 2017

335. Akt 

Ich habe mir ein Heckenschneidegerät gekauft. Und ja – ich werde es auch benutzen. Die Thujenhecke, die die hintere Hälfte meines Gartens einfasst, hat die „Hecken-Jugend“ hinter sich. Aus süßen aneinandergereihten 1,80 Meter hohen Bäumchen ist eine gut drei Meter hohe Hecke geworden. Vor zwei Jahren hatte ich zu diesem Zwecke schon mal unseren Gärtner antanzen lassen. Durch das Schlafzimmerfenster habe ich ihn dann dabei beobachtet, wie er das Gehölz adrett stutzte. Meine Erkenntnis war: Das kann ich selber.
Was handwerkliches Arbeiten angeht, bin ich immer wieder gerne zur Stelle. Mein Keller gleicht einem Konzentrat der Technik-Abteilung von OBI.
Als ich bei meiner vorletzten Hochzeit von der Presse gefragt wurde, was ich denn von meinem Mann bekommen hätte, beschrieb ich mit glänzenden Augen das beste Hochzeitsgeschenk ever. Eine Schlagbohrmaschine von Bosch. Ein Traum in Leistungskraft und Verlässlichkeit. Sollen andere sich doch teure Ringe und Schmuck wünschen. Ich wollte einen Schlagbohrer und habe ihn auch bekommen. Dass die Ehe scheiterte lag garantiert nicht an der Bosch-Maschine. Die hat immer funktioniert.
Nun bin ich vorbereitet. Sicherheitsbrille, Arbeitshandschuhe mit denen ich einen Dreispänner hochziehen könnte und einen Schutzhelm. Gut, es ist kein richtiger Arbeitshelm, sondern bloß der etwas eng sitzende Reithelm meiner Tochter, aber alles in allem sehe ich richtig professionell aus. Ein bisschen fühle ich mich wir die Gardena-Tomb-Raider-Frau, als ich voll ausgestattet mit Verlängerungskabel im Schlepptau das Haus verlasse.
Wie ein Großkaliber hängt das schwere Gerät sicher an meinem Oberkörper. Haltegriffe, Winkel und Höhe sind bereits korrekt eingestellt.
Der Gedanke bei der Arbeit zu stolpern und dabei versehentlich mein Apfelbäumchen zu massakrieren, hält mich nicht wirklich auf. Ich bin in Stimmung und ich bin bereit.
Zwei Stunden später. Merke:
1. Dein Verlängerungskabel sollten tatsächlich so weit reichen, dass du nicht versucht bist, es auf Gummizug-Qualitäten zu testen. 
2. Man sollte kleine Schritte seitlich machen. Bei großen verändert man die Schnitthöhe und es entsteht eine niedliche Wellenform im Schnitt. 
3. Auf das in Form Schneiden der Hecke sollte ein Nicht-Profi nach Möglichkeit verzichten. Thujen brauchen keine 90 – 60 – 90 Maße. Das steht ihnen nicht.
Das Ende vom Lied ist, dass die Hecke tatsächlich kürzer ist. Nicht überall exakt gleichkurz vielleicht, aber im großen und ganzen ansehnlich. Das Apfelbäumchen hat es auch überlebt. Lediglich das Zittern meiner Hüfte und beider Hände wird noch ein bisschen andauern. So ein Heckenschneid-Motor hat vermutlich die Leistungskraft eines Mega-Mutanten-Vibrators.

Ach ja... Tochterkind meinte vorher, ich solle vielleicht noch einen Gehörschutz aufsetzen. Ich hatte in meiner Lässigkeit verweigert. Das lästige Pfeifen im Ohr wird sich sicherlich noch verziehen, bis dahin reicht Gebärdensprache. Und den Reithelm lasse ich beim nächsten Mal auch weg. Ordentliches Ausbürsten im Nachgang reicht völlig.    

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